Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Krasses Cover irgendwie, das von Person … und ich denke, das mit Foster stimmt durchaus. Ich hab da auch lange einen Bogen gemacht, weil mir die Alben so um 2000 herum zu … poppig? … waren. „Sweet Revival“ war als Rare Groove CD-Reissue immer in den Läden hier, wie das Debut „Two Headed Freap“ gehört es halt zu den „arrangierten“ Alben, E-Piano, Vibraphon, (akustische) Gitarren, ein paar Bläser, eine Harfe, Wade Marcus („Freap“) oder Horace Ott („Revival“). Inzwischen mag ich die Alben eigentlich ganz gerne, aber die Anspielstation für den puren Orgeljazz-Sound ist dann das Live-Album aus Montreux (mit dem entsprechenden generischen Cover, das war ja eine kleine Reihe), „Ronnie Foster Live: Cookin‘ with Blue Note at Montreux“, aber da kriegt man dann halt keine prominenten Sidemen mehr, und auch kein Sax (Gregory Miller, g; Marvin Chappell, d) – aber das wär wohl noch vor dem Green-Album der Weg, um einfach Foster als Organisten zu hören.

Bei diesen „arrangierten“ Alben bin ich immer so etwas warm/kalt … und wo ich die letzten Monate die ganzen Kudu-Alben von Johnny Hammond gehört habe (und dazu das eine von Dr. Lonnie Smith mitdenke, das ich schon länger kenne), denke ich schon, dass BN da nicht immer die beste Hand hatte. Das war ja dann bereits die George Butler-Zeit (ab 1972, als BN zu United Artist gehörte, wo Butler davor – das ist mir neu – anscheinend geholfen hatte, Solid State zu etablieren: „[H]e […] was instrumental in the 1966 formation of its Solid State Records jazz subsidiary“ schreibt Jason Ankeny auf Allmusic). Eine Linie oder Tendenz finde ich jedenfalls nach dem Abgang von Francis Wolff und Duke Pearson bei BN nicht erkennbar. Mal wieder bisschen Label-Geschichte(n) nachgeguckt, finde ich immer wieder interessant: Blue Note kam 1963 (oder 1965, je nach Quelle) zu Liberty (deren Besitzerin zur gleichen Zeit u.a. auch Imperial und Aladdin kaufte, die ja bis heute zum späteren Manhattan/EMI-Konglomerat gehörten und in der CD-Ära manchmal im BN-Reissue-Programm mitberücksichtigt wurden, etwa im Fall von Sonny Criss bzw. Lester Young; Pacific Jazz, für dessen Katalog dasselbe noch viel stärker gilt, war da schon Teil derselben Gruppe). 1971, im Jahr von Wolffs Tod, ging Liberty in UA auf (und Pearson ging auch) … und ab da ist quasi das, was vom eigentlichen Blue Note noch übrig war, weg. Und da tritt dann halt George Butler auf den Plan und es gab neue Richtungen mit Donald Byrd, Bobbi Humphrey usw. – was ja keinesfalls alles schlecht ist! Aber die Sachen mochte ich um so um 1996-2000 herum, als ich den BN-Katalog erstmals richtig intensiv erforschte, einfach noch nicht … und die Foster-Alben gehören halt in die erste Phase dieser Zeit der Neuorientierung (die irgendwie bis 1979 lief, als UA von EMI übernommen wurde … das ist ja dann die Zeit, als Michael Cuscuna schon in den Archiven stöberte, die „brown bag“-Twofer brachen dann ab, in Japan ging es bei King [davon bei Toshiba] und mit der LT-Series noch ein wenig weiter, aber auch nur bis 1983 oder so – während in den USA Cuscuna Mosaic Records gründete).

Ich sollte übrigens heute Abend meine Kenny Dorham Resoncance-CD kriegen … Daumen drücken, dass ich kein defektes Exemplar kriege, scheint auch welche zu geben, die okay sind (und welche, die wirklich verkratzt sind … die „production values“ sind auch bei Mingus und Hubbard nicht super, die CDs rutschen nach hinten und können im schlecht funktionierenden Leim stecken bleiben [für bzw. gegen sowas stecke ich fast alle CDs in reinen Papphüllen-Verpackungen in japanische CD-Sleeves – mein meistgekaufter Artikel bei CDJapan :-) ) und die Booklets sind so gross, dass sie sich wellen, weil das jeweilige „Fach“ zu eng bemessen ist. Vermutlich hat man da auf billigere Produktion umgestellt, was ich jetzt nicht als das beste Zeichen deute. Aber im besseren Fall ist es einfach so, dass man weniger in die Produktion von CDs investieren will? (Über die Wertigkeit/Qualität von Resonance-Vinyl habe ich aber nie was gehört … @lotterlotta scheint da kein regelmässiger Kunde zu sein, sonst würden wir hier bestimmt manchmal was dazu mitkriegen?)

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba