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ELLA FITZGERALD SINGS THE COLE PORTER SONGBOOK
fitzgerald, bregman, smith, geller, gentry, shank, cooper, nash, candoli, edison, ferguson, gozzo, bernhart, howard, ulyate, roberts, kessel, mondragon, stoller, hale, lamarchina, lustgarten, granz, valentin (7.–9.2. & 27.3. 1956)
how strange the change from major to minor. 32 hits von cole porter, die in großer dichte albernheiten, zweideutigkeiten, metaebenen, listen, wortspiele, klatsch, indirektes sprechen, gaga in eleganz und sophistication baden. fitzgerald singt auch die verses mit, die porter als normative einrahmungen gehasst hat. wie passte sie in diese welt des urbanen new yorker chics, der sich schnell langweilt, wenn die nächste pointe nicht rechtzeitig kommt? wer da sehr gut reinpasst ist wunderkind-arrangeuer buddy bregman, a&r-mann bei verve, der auf fotos dieser zeit aussieht wie ein hollywood sweetheart. er hat von situationen erzählt, wo er mit fitzgerald in hottellobbys darauf wartet, dass das schwarze dienstpersonal die zimmer vorbereitet, und bedauert, dass er außerhalb der musikalischen begegnungen nie einen zugang zu ihr hinbekam. der heterosexuelle arrangeur und die für manchen club zu unglamouröse schwarze frau in den besten jahren exekutieren „let’s do it“ und textzeilen über „moth balls“ – und nicht ganz zu unrecht ist das eine referenzaufnahme für vocaljazz-versionen des great american songbooks geworden. in dieser masse wird man schnell vom glanz der songs geblendet und ermüdet vom witz. aber fitzgerald bewegt sich mit zurückhaltung und perfekter intonation durch ein außerordentlich abwechslungsreich arrangiertes setting – swingnummern mit krachendem blech folgen auf seufzende streicher, intime balladen zu klavier (und manchmal noch schlagzeigbesen und getupftem bass) werden von eleganten rhumba-nummern abgelöst. das programm ist überfordernd, aber sehr unterhaltsam. und eigentlich passt das zusammen wie lithauer und letten und gebildete flöhe.
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