Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

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vorgarten

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FREE FALL
giuffre, bley, swallow, macero, plaut (9.7./10.8./1.11.1962)

aus dem aussortiert-stapel gezogen, ewig nicht mehr gehört, wollte ich vielleicht nie mehr hören. anders als die beiden vorgänger-alben FUSION und THESIS, die mit carla-bley-material und verschrobenen standarinterpretationen ankerpunkte zwischen das setzten, was man heute quasi als geburtsstunde der freien improvisation klassifiziert. die kamen sinnvollerweise nochmal bei ECM raus, nachdem sie creed taylor für verve lustlos aber ohne einmischung 1961 exekutiert hatte, um den drei-alben-vertrag mit giuffre zu erfüllen. hier wird das spektakulär erfolglose unter den schlagzeuglosen giuffre-trios von teo macero und fred plaut umarmt, die wussten, was parallel so in der klassischen musik der zeit (und vorher) los war. so würde ich das mittlerweile auch einordnen, ich höre eher cage als den späteren FMP-katalog heraus, wenn ich heute ein konzert mit instant composing (oder wie die begriffe zirkulieren) besuche, ist das auch was anderes. hier: kontraste, ansteuerungen „falscher“ töne, gleichzeitige bewegungen in verschiedenen räumen, zwischendurch mal komponierte kleine phrasen für minimalistischen bass und offenes klavier. summer der einzelteile mit abstrichen. die „stille revolution“ im jazz sei das gewesen, liest man immer wieder, neben dem kaputtspiel von coltraneaylertaylor, dabei ist giuffres klarinette schmerzhaft laut. (oft.) vielleicht ist es auch die selbstverordnete kürze der stücke, die die harten gesten provoziert, im letzten stück, das 10 minuten lang geht, finden sie zu etwas gemeinsamen, und da hallt sogar ein walking bass in der umgebauten kirche wider, in der mal KIND OF BLUE aufgenommen wurde.

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