Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert › Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert
94
„MU“, FIRST PART
cherry, blackwell, delcloo/georgakarakos/young, valencien (22.8.1969)
schöne wahl für solch eine liste – cherry da ins spiel bringen, wo er wirklich auf dem eigenen trip ist. und man kann das auch gut herleiten, das halbe ornette-quartett in weiterentwicklung, ohne den superstar und ohne harmonische grundierung durch den bass, nur ideen, multiinstrumental eingeworfen, inmitten polyrhthmischer grooves, die mal reagieren, mal verdichten, sich mal emanzipieren und zu sehr originellen mustern finden. ich mag nicht lautmalerisch werden, die klarheit mit reisemetaphern und weltmusik-thesen zustellen, auch wenn die bambusflöte den marokko-trip verrät. da wird kein patchwork zusammengesetzt oder im luftleeren raum erfunden, sondern aus durchgearbeiteten traditionen gestartet, nur nicht mehr, wie bei ornette, aus dem blues. (obwohl.) wie sich das aber dann entwickelt, wie der flow, verabredet, mit ankern aus kürzelthemen, live erprobt, sich hier ereignet, ist spektakulär. wie gut sie sich zuhören. wie immer der eine den atem anhält, wenn der andere high wird. zweimal unterstützt cherry einfach den groove, den blackwell gerade erfunden hat. oft genug fällt blackwell zu dem, was cherry behauptet, noch eine frage ein. 38 minuten superschnelles reagieren, ein gespräch in bewegung. sehr schön, so etwas zum ersten mal zu hören.
INTERSTELLAR SPACE ist jemandem dazu eingefallen. das gab es zwar damals schon, war aber noch nicht auf dem markt. vielleicht hat coltrane dafür gesorgt, dass cherry ein pivates tape vorab bekommt. und das hier kam auf den markt, mutmaßlich, ohne die urheber zu bezahlen. einer von beiden wird noch nicht mal auf dem cover sichtbar gemacht – da hat man wenig verstanden von dem, was man da verkauft.
--