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TUTU
davis, miller, miles, holzman, wright, duke, hakim, da costa, reid, urbaniak, li puma/miller/duke, calvi/doell/zobler (6.2.-25.3. 1986)
ist TUTU ein achttausender? schwer zu sagen. ein schickes alien vielleicht, das allerdings sehr fest in seiner zeit sitzt. drum machines, vocal samples, flache aufnahme mit warmem punch, ein sopransax, das nun mehr nach kenny g als nach wayne shorter klingt. funk und reggae, maschinell entkoppelt von den straßen, in denen sie entwickelt wurden und wo sie staub aufwirbeln durften. hier haben antistatische tücher die geräte vorher abgestaubt, damit sie ablenkungsfrei funken. dieses zweimannprojekt, das eigentlich ein einmannprojekt für eine one-man-show ist, gut durchkalkuliert vom produzenten, der vorher ein ganzes miles-album in die tonne geklopft hatte, so weit durchkalkuliert, dass auch die spontaneität eingerechnet wurde. die one-man-show von miles findet wie im stillen kämmerlein statt, während draußen die maschinen laufen, diese unglaubliche kunst des sich-nicht-gemein-machens und für-sich-bleibens, immer schleppt er den eigenen raum mit und der ist voller blue notes. und dann fliegt die tür auf und miles stapft spielend durch die 80er jahre, wirbelt zwar keinen staub auf, aber die camcorder laufen schon für mtv, die paar menschen an instrumenten tupfen farben dazu wie er auf seine strichzeichnungen, während die maschine stampft und die designabteilung die klimanlage hochfährt. mir fällt durchaus vergleichbares aus der zeit ein, herbie hancock mit bill laswell, steve colemans five-elements mit geri allen am korg-synthesizer (und dem miles-epigonen haynes), innovativeres vielleicht sogar, aber ein jazzalbum aus 1986, für das man prince-songs ablehnt, gab es damals nicht so viele. bass music, die helle resonanzkammer für die fragile trompete, die elektronischen peitschenschläge, die kühle hitze der apparatur, und das alte handwerk des maßanzugschneiderns.
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