Antwort auf: 100 beste Jazzalben des Rolling Stone, kommentiert

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vorgarten

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SUN SHIP

coltrane, tyner, garrison, jones, thiele [michels/coltrane], simpson (26.8.1965)

SUN SHIP gehört nicht zu den coltrane-alben, die ich bisher mehr als 3mal gehört habe. beim letzten mal, ich erinnere mich, hatte ich schon für mich herausgefunden, dass mccoy tyner in „attaining“ schon was spielt, was alice coltrane später aufgreifen wird (ich denke, sie hat zugehört; oder man kann sagen: was coltrane hier macht, formt irgendwie auch die überhaupt mögliche klavierbegleitung). auch bei elvin jones höre ich heute in „amen“ z.b. keinen großen bruch mehr zu rashied ali. vielleicht wollen alle eigentlich was anderes machen (bei ellington spielen oder sowas), aber coltrane muss zu diesem zeitpunkt gefressen werden, oder man stirbt. eine eingespielte jazzband (und welche jazzband war je eingespielter?), die plötzlich in form offener fragen unterwegs ist. meinst du das wirklich? kann man das auch anders sehen? der bass walkt kurz mit dem klavier mit und runzelt dann die stirn. der drummer explodiert und reibt sich plötzlich die augen – es geht ja so weiter, nach der explosion…? …? …? hier müsste ruhe sein, die neue normalität der extase. aber dazu braucht es andere leute mit anderen geschichten, die alles bisherige sehr genau gehört haben. A LOVE SUPREME hat hier schone eine schraube locker. und der leader einen völlig neuen begriff von schönheit (oder meinetwegen auch gebet). „dearly beloved“ ist nicht von kern/mercer („angel eyes led me to you“), sondern der direkte draht, ohne engel oder frauen. und wenn man da ist, wird es plötzlich traurig. höher geht es nicht mehr.

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