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THE CANNONBALL ADDERLEY SEXTET IN NEW YORK
adderley, adderley, lateef, zawinul, jones, hayes, keepnews, fowler (12. & 14.1.1962)
hipness is a fact of live (not a state of mind). ein veritables live-jazz-club-album braucht ein bestimmtes publikum, das macht der conférencier in seinem eingangsstatement deutlich – und disst zunächst die stadt mit all den zuhörer*innen, die sich vornehmen, hip zu sein, um dann das konkrete publikum zu loben, das sich darüber keine gedanken macht und deswegen die aufnahmeprüfung für das erste live-album der band in dieser stadt besteht. dass die musik selbst hip ist, darüber besteht von anfang an kein zweifel. wie sie dazu geworden ist, scheint mir durchaus bedenkenswert, denn sie vertraut nicht auf einfache formeln, die in jeder jamsession funktionieren würden. manchmal wirken die ausgereiften, aber niemals über-überlegten arrangements wie das kondensat einer swing-band, die einen adäquat großen raum bewegen will. in der materialauswahl, dem einsatz der spezifischen klangfarben der instrumente, in der wertschätzung jeder einzelnen individuellen musikalischen fähigkeit liegt ein besonderes wissen. das eben auch um unterschiedliche räume, städte, publika weiß. ein album für new york, ein album fürs village vanguard. in dem ein bass weiß, wie extrakurz die töne schwingen würfen, um bestimmte muskeln zuhörender körper zu stimulieren. in dem ein schlagzeugbecken weiß, wie blechern es widerhallen muss, um die letzte reihe zu spüren. man kann aber auch genausogut über klangfarben nachdenken, über kornett und oboe zum beispiel. über ein funkiges klavier, von dem miles davis behauptet hat, dass es ein alpines wissen in sich und nach new york trägt.
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