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Im Stadtcasino bin ich recht oft für Konzerte … meistens klassische. Vor dem grossen Umbau vor einigen Jahren aber auch mal z.B. für Abdullah Ibrahim Ekaya … und im April für Anouar Brahem. Das Clayton-Album auf TCB mag ich gerne – und auch lieber als die zwei Volumen aus Kopenhagen mit ähnlicher Band zwei Jahre zuvor (Steeplechase – da ist die Rhythmusgruppe anders und Jimmy Rushing mit dabei).
Die letzten Tage liefen hier u.a. die zwei:
John Clayton and Hank Jones: Parlor Series Vol. 2 – The Negro Spirituals Dialogue | Eine Art Re-hash der Haden/Jones-Sessions, aus dem mal gegenüber Jones geäusserten Wunsch Claytons entstanden, dass er sich wünschte, der Bassist auf diesen wunderbaren Alben zu sein … und ein paar Jahre später klappte es beim zweiten Anlauf dann, dass Clayton auch ein Duo-Album mit Jones machen konnte. Er wusste dabei nicht, was für Material gespielt werden sollte – aber Jones überraschte ihn damit, dass er eine Reihe von Spirituals ausgewählt und sich bereits Gedanken dazu gemacht hatte, wie diese arrangiert/gespielt werden könnten (wo z.B. Jones nicht solieren wollte, weil ihm das in dieser Art musikalischer Gottesdienst unangebracht schien). Schön, aber nicht auf der Höhe der Haden/Jones-Alben. Fast kein schlaues Foto davon zu finden. Das Album erschien 2015 bei ArtistShare und ich hab damals eine von Clayton signierte Version (Name plus eine Kritzelfigur mit Kontrabass) gekauft.
Billy Hart Quartet – Just | Album Nummer vier, das erste ist jetzt fast zwanzig Jahre alt, die Band wirklich hervorragend eingespielt … und das Album vom ersten Eindruck her richtig gut geworden! Die Aufnahmen stammen vom Dezember 2021, sind also auch schon über vier Jahre alt.
Und jetzt zum ersten Mal physisch (CD, ich nahm noch die Single dazu, einfach weil … es sie gab?):
Marshall Allen – New Dawn | Das als Leader-Debut zu verkaufen ist auch mehr Marketing als sonstwas … aber das ist super mellow, die Band groovt super (in „Are You Ready“ groovt selbst das siebenköpfige Streichensemble), die Sidemen liefern Soli, die zugleich auf den Punkt sind, aber den Leader, der jetzt nicht mehr in der Form seines Lebens ist, auch nicht schlecht dastehen lassen. Allens Beiträge sind eher erratisch, der Ton brüchig, im Intro spielt er etwas Kora, dann seinen EWI-Synthesizer und danach für den Rest das Albums Altsax (im Closer kommt noch der EWI zum Sax), ein wenig muss ich an Lee Konitz denken beim letzten Auftritt, den ich von ihm sah: auch da eine immense Persönlichkeit, die jeden Ton imprägnierte, aber mit den grossen Bögen klappte es halt nicht mehr wirklich (oder ähnlich Yusef Lateef damals mit Archie Shepp im Feierabendhaus beim Enjoy Jazz) … da hat was von einer hervorragenden Jam-Session, für die jemand ein paar ausgeklügelte Arrangements (und Streicher, die schon eine Probe hatten) mitbrachte. Cecil Brooks und Michael Ray wechseln sich an der Trompete ab, Knoel Scott spielt Alt- und Barisax, im Titelstück mit Neneh Cherry auch Klarinette auch mal Congas, Bruce Edwards wechselt gleitend zwischen Rhythmusgitarre und ziemlich tollen understated Soli, George Gray sorgt für den passenden Beat (auch ziemlich laid back), während am Bas neben Jamaaladeen Tacuma auch Richard Hill und je einmal Joseph Richard Carvell bzw. Timothy Ragsdale zu hören sind. Irgendwo taucht dann auch noch die Flöte von Jorik Bergman auf, aber nach den Streichern gelistet. Die Credits – und manchmal auch die gespitzten Ohren – legen nahe, dass das keine Jam-Session war sondern ein Stückwerk, das in zwei Locations ins Philadelphia (ein Studio und das Sun Ra Haus), in Köln (Dumbo Studios und Loft) und in in Casablanca aufgenommen und erst im Nachhinein zusammengesetzt wurde. In „Sonny’s Dance“ bilde ich mir ein, das zu hören: da psst nicht alles zusammen, die Tempi fliegen stellenweise fast auseinander, die Bläser schleppen, Tacuma versucht zu ziehen, aber die können halt nicht drauf eingehen, weil sie ihre Parts vermutlich schon vorher eingespielt hatten … aber die meiste Zeit funktioniert das wirklich prächtig und ist eine echt schöne Überraschung.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #163: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records (Teil 2), 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba