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Clayton war ja schon in den Fünfzigern in Europa … das Ding ist halt, dass in England fast keine Aufnahmen möglich waren, was soweit ich verstehe mit den viel strengeren Regelungen der Gewerkschaften zu tun hat. Aus der Zeit (50er, 60er) gibt es ja aus Frankreich, Skandinavien usw. haufenweise Mitschnitte und ganz viele der Touren werden auch nach England geführt haben … auf die Schnelle fallen mir da aber nur ein paar Bootlegs ein: Brubeck 1958 und Blakey 1961, beide in der Free Trade Hall in Manchester. Beide Konzerte wurden auch im ganzen Retro-Boom der letzten Jahre nie offiziell veröffentlicht. Bis heute scheint England da kein Markt zu sein … kommt mir noch die Episode mit Ayler 1966 in den Sinn, die wahr drüben neulich erwähnt hatte: die BBC löschte die Bänder, weil sie die Musik nicht für bewahrungswürdig hielt (lustigerweise überlebte gemäss Wikipedia die erste BBC-Aufnahme von Lyttleton, als der am 8. oder 9. Mai 1945 auf einer Schubkarre [wir sagen hier Garette] Trompete spielte) – und das scheint kein Einzelfall gewesen zu sein, was vielleicht die bis heute anhaltende Leerstelle (mit) erklären mag). Die Bänder, die bei Jazz in Britain und den paar anderen spezialisierten UK-Labeln ausgegraben werden, scheinen in der Regel von Tonband-Mitschnitten zu stammen, die jemand von den Radio-Ausstrahlungen angefertigt hat (was sich natürlich auf die Qualität der Aufnahmen auswirkt, Masterbänder könnte man viel besser auswerten). Ich hab nicht grad eine Idee, wo man was drüber rauskriegen könnte, ob Clayton 1949 und 1953 (aus den Jahren gibt es frz. Aufnahmen) sonst noch unterwegs war … und da ich mich bisher gar nie um Lyttleton kümmerte, habe ich auch keine Ahnung, ob der vor 1961 mal in den USA war.
Zu den Gewerkschaftspraktiken steht auch was im Wiki-Eintrag zu Lyttleton:
In the late 1940s and early 1950s Lyttelton was prominent in the British revival of traditional jazz forms from New Orleans, recording with Sidney Bechet in 1949. To do so he had to break with the Musicians‘ Union restrictive practices which forbade working with jazz musicians from the United States.
Und das hier nimmt ja fast schon Bob Dylan 1966 vorweg:
By 1953 he had begun to add saxophonists to the lineup. On one occasion in that year, the development did not meet with the approval of his fans. At a Birmingham Town Hall concert at which alto saxophonist Bruce Turner debuted, a banner with the words „Go Home Dirty Bopper!“ was prominently unfolded.
Genauere Angaben zu Clayton fehlen leider, aber wenn ich den Wiki-Artikel ja eh schon zitiere:
Occasionally, with the help of Eddie Harvey, he assembled a big band for BBC broadcasts and records. In 1957 and 1958 blues singer Jimmy Rushing toured England with the band, as did Clayton, Vic Dickenson and Big Joe Turner in 1965. Clayton recorded with Lyttelton in the early 1960s and toured with the band on numerous occasions. Clayton considered himself and Lyttelton to be brothers. He also recorded with visiting Americans Al Casey, Buddy Tate, and Kenny Davern.
Vermutlich könnte man zu all dem mehr in den autobiographischen Büchern Lyttletons lesen. (Meine einzige Aufnahme mit ihm scheint in der Box von Alan Skidmore von Confront Recordings zu sein, Big Band von 1966 mit Skidmore als Solist.)
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