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Live Alben Top 20
Gedanken dazu (die Liste selbst steht ganz unten im Post):
Raw & Alive von den Seeds ist ein Beispiel dafür, warum es manchmal besser ist, doch nicht die ganze Wahrheit zu erfahren. War es bis vor ein paar Jahren noch ein totsicheres Top3-Livealbum aller Zeiten für mich, nehme ich es jetzt raus aus der Wertung, obwohl es andererseits den Pop-Aspekt von Live-Alben – ihr lustvolles Vorgaukeln von Authentizität – gut veranschaulichen könnte. Denn Raw & Alive ist ein zusammengesetztes Produkt aus einer Live-im-Studio-Aufnahme der Seeds und untergemischten Publikumsrasereien eines Beach-Boys-Konzerts! Das brach mir ein bisschen das Herz, als ich es erfuhr. Da ich aber für derartige Fakes im Bereich der Musik auch noch ein Sympathiekämmerchen offen habe, zieht Raw & Alive einfach um und macht es sich in einer anderen Ecke meiner Leidenschaften bequem. „Print the truth not the legend!“ (Zitat aus keinem John Ford-Film), auch wenn es weh tut. Music For Church Cleaners ist ein Sonderfall hier. Àine O’Dwyer bekam die Gelegenheit, in einer Kirche in Islington im Norden Londons ein paar Monate lang an der Orgel zu spielen. Sie probierte dort sowohl Improvisationen als auch Kompositionen aus. Mal dronige Passagen, mal wieder sehr Melodiöses. Daraus entspann sich mit der Zeit eine Interaktion mit dem Reinigungspersonal der Kirche. Sie wurde ermutigt, aber es wurde auch mal kritisiert, dass die tiefen Drone-Töne an den Nerven zerren würden. Man hört Stimmen und Aufräumgeräusche, auch das Lachen spielender Kinder. Alles geht zusammen ein in den Kirchenraum, bildet ein Netz einer besonderen und unerwarteten Beziehung und gegenseitigen Beeinflussung. Ich war sehr erfreut, als @hurley das Album hier nannte und möchte es hiermit aus dem traurigen Dasein einer Einzelnennung befreien. Es gibt aber auch einiges an Grimm in meiner Liste. Fushitsusha’s Live 2, deren harsche Trio-Arbeit (Bass/Drums/Gitarre) dort ansetzt, wo Weld von Neil Young & Crazy Horse aufhört. Nur dreht sich der Groove von Fushitsusha nicht im Kreis, erzeugt keinen Strudel, wie es die besten Stücke von NY & CS vermögen, sondern verschleppt mich in einen Raum, den Rock’n’Roll vorher in dieser granitenen, malmenden Zerklüftetheit wohl eher selten betreten hat. Und Keishi Hainos Schreie erkennt man nach einer Millisekunde. Neil Young & Crazy Horse selbst kommen bei mir allerdings nicht mit Weld in die Liste, sondern mit Live Rust. Weld’s Grimm ist mir gerade zu sehr getrieben vom Golfkriegseindruck jener Zeit, ich bevorzuge daher Live Rust, das die Gradwanderung des akustischen Young und des an den lärmigen Kanten seiner elektrischen Tunes operierenden Young am Besten ausbalanciert. Mein Live-Favorit von Neil Young ist aber Live At The Bottom Line, offiziell veröffentlicht als Citizen Kane Jr. Blues 1974. Young Solo und mit vier Songs von On The Beach im Gepäck. Ein Konzert dessen Intensität sich aus gerade in der Überwindung befindlichen Erschöpfung speist. Leider sind in der offiziellen Veröffentlichung Ansagen gekürzt worden. So erfährt man dort leider nicht mehr, warum Young dem Publikumswunsch nach „Southern Man“ nicht nachkommen möchte. Mehr kleine intime Räume, mehr Sehnsucht, genau dort an diesem Platz zu exakt diesem Zeitpunkt gewesen zu sein, vor sich eine Band vor einer maroden Backsteinmauer, in tiefes Rot getaucht: Donny Hathaway Live. Dessen Kernstück „The Ghetto“ war jahrelang als DJ ein fester, oft verlangter Standard im Club. Aber auch dem Rest ist die elektrisierende Community-Atmosphäre einverleibt. Vom tiefen Rot ins gleißend Helle: Denn es muss hell werden, um Schatten zu werfen. Die Helligkeit, die auf Sabotage/Live strahlt ist ungesund. Die Band, die John Cale 1979 im CBGB, NYC, um sich versammelt hat, um ein Live-Album ausschließlich aus Non-Studio-Tracks* aufzunehmen, wirft mit knarrendem Bass und spitzer Gitarre NoWave-Energie in das Licht. Wo hat Cale nur diesen Gitarristen aufgetan? Marc Aaron, der die schreiintensive Schweinegitarre spielt, ist eine Sensation. George Scott – schon auf dem berühmten No New York-Sampler präsent gewesen – am grollenden, knallenden Bass auch, er starb ein Jahr später an Heroin. Hier ist alles groß: „Mercenaries“, Cales Ekel über das Söldnerwesen; „Dr. Mudd“ über Nakasaki/Hiroshima; das gigantische Epos über einen orientierungslos mäandernden „Captain Hook“ („Pass the Cape of Good Hope/ But there is still no hope for me“); das zarte, von Deerfrance gesungene/gehauchte „Only Time Will Tell“ („… is it heaven or hell?“); das paranoide „Sabotage“ oder das die Lebendigen mit den Toten versöhnende „Chorale“. 6 von 5 Sternen, 11 von 10 Punkten. Als John Cale 1968 die Velvet Underground verließ, nahm er die Wut gleich mit. Als die Velvets 1969 auf US-Tour gingen, fragte ein verständnisvoller Lou Reed höflich, ob unter den Anwesenden auch Leute dabei seien, die morgen zur Schule müssten. Sie dehnten ihre neuen und alten Songs souverän in die Länge, tauchten in tiefe Ozeane ein statt in weißen Lärm und spielten sich in treibende Räusche, die mich bis heute in Atem halten. Mehr Rausch mit Harmonia Live 1974 in Grießem, Kreis Hameln-Pyrmont. Archaische Beats ruckeln sich in längeren Exkursionen auf den Punkt, während nicht unaggressiv soundige Elektronik und E-Gitarre erfolgreich versuchen, alle amerikanischen Kultureinflüsse zu negieren und jene hypnotisch-magischen Momente zu kreieren, für die der englischsprachige Raum den Begriff Motorik gefunden hat. Die transistorradiotaugliche Soundqualität tut ein übriges zum Schmelzprozess der Elemente. Haben sich schätzungsweise 27 Leute angeschaut. Mehr Grimm dagegen von The Thing with Jim O’Rourke und Shinjuku Growl: Wie ein grollendes Biest, das um die Kette schleicht, von der es sich gerade befreit hat. Ein paar Minuten braucht es, bis es den Weg ins Freie erschnüffelt hat, die glühenden Augen wie ein Radar von einer Seite zur anderen bewegend, während das lose Ende der Kette über den Boden schleift. Dann trifft es seine ekstatischen Mitbiester: „If Not Ecstatic We Replay“ heißt der erste Track, der uns aus der Tokyoter Shinjuku Growl anbrüllt. „If not ecstatic we refund“, steht auf einer Freejazz-Platte, die wahrscheinlich nur Mats Gustafsson besitzt. Grimm auch bei Vital, dem 1978er Live-Album von Van Der Graaf (Generator). Die Band, befeuert von der Punk-Energie der damaligen Zeit, und auch der Sympathie, die ihr aus der Ecke entgegengebracht wurde (u.a. von Johnny Lydon), arbeitet hier an der Abrasion ihres eigenen Schaffens. Peter Hammill verzerrt Gitarrensaiten und Stimmbänder. Sein Gesang changiert zwischen angespannt und extrem angespannt. Die ruhigen Stellen, unter anderem von ihrem verdauungsresistenten Klops Pawn Hearts, sacken noch etwas tiefer als die Studioversionen. Grimm, der von der anderen Seite kam, nämlich vom Publikum, mussten sich Bob Dylan und The Band jeden Abend auf ihrer Tournee 1966 durch Europa anhören: Zum Konzert fahren, spielen, ausgebuht werden, weiter zum nächsten Konzert, spielen, ausgebuht werden, weiter… Zum akustischen Set nahm Dylan „Downer“, zum elektrischen Set dann „Upper“. Er hat sich also quasi wie ein Roboter auf die Bedürfnisse ferngesteuert. Wir alle kennen den ‚Judas!‘-Ruf, der hier beim „falschen“ Royal Albert Hall-Konzert zur Bühne gerufen wurde. Wir kennen die Entgegnung Dylan’s – „I don’t believe you … you’re a liar …“, zur Band: „Play fucking loud!“. Auch wenn das für heutige Ohren lächerlich klingt, schafft es die Aufnahme (The Bootleg Series 4: Live 66 (The „Royal Albert Hall“ Concert), alles das auch jetzt noch nachvollziehen zu können. Die damals ungewöhnliche Lautstärke, der räudige Rüpelsound der Band, die Überlastung der Synapsen aller Anwesenden als die tiefste Essenz von überwältigender Musik. Musik kann das aber nur schaffen, wenn sie immer wieder neu und überraschend ist, sonst langweilen sich die Synapsen nämlich. Mein Rezept gegen Langeweile war z.B. Fushitsusha. Oder Albert Ayler: Als ich Lörrach, Paris 1966 vom Albert Ayler Quintet vor einigen Jahren das erste Mal hörte, hat mich schon der Eröffnungstrack komplett aus der Bahn geworfen. Ich hörte eine Kakophonie aus Marschmusik, aus Violine, Trompete und schneidendem Sax, die keinem Zusammenhang zu gehorchen schienen. Der Rhythmus bollerte im Hintergrund. Ich nahm in meiner Überforderung ein schiefes Haus aus Ton wahr, bereit jederzeit einzustürzen. Heute ist Albert Ayler für mich einer der Größten in der Musik. Sein Bruder Donald Ayler eigentlich auch, der Trompete spielte, auch auf Lörrach, Paris, 1966, dem aber nicht immer die Anerkennung zuteil wurde, die er eigentlich meiner Ansicht nach verdient gehabt hätte. Friedrich Christian Delius hat eine 90-seitige Erzählung über ein Ayler-Konzert geschrieben, in das er 1966 in New York geriet (Die Zukunft der Schönheit, Rowohlt). Die BBC löschte ein Tonband mit einem Ayler-Konzert, weil sie es für minderwertig hielt. Auf Discogs wird Albert Ayler angefeindet, er hätte in seiner Karriere nur acht Tunes geschrieben. Man kann die gesamte eigene Vorstellung von Kunst und Werk und Variation und Autorenschaft über den Haufen werfen, wenn man Albert Aylers diverse Versionen von „Ghosts“, „Holy Spirit“, „Bells“ (das war der erste Track auf Lörrach, Paris 1966, der meine Bahn änderte), „Spirits“, „Our Prayer“ u.a. hört. Selbst sorgfältige Chronisten verwechseln seine Tunes manchmal, weswegen auf die Titelangaben auf Veröffentlichungen nicht immer hundertprozentig Verlass ist. Während Ayler den spirituellen Raum zu einem einzigen scharfen Ton weißen Lichts verdichtete (dieses Bild habe ich irgendwo geklaut), holte sich John Coltrane unzählige Varianten in seine Tunes rein. Varianten im Spiel, Varianten in den Mitspielern, in der Dauer der Versionen, teils vielleicht, um zu schauen, was nach einer halben oder einer ganzen Stunde passiert, teils um zu schauen, was passiert, wenn er sich irgendwann leer gespielt hatte. Die The Complete 1961 Village Vanguard Recordings sind gesättigt von Melodien – die Live In Japan eigentlich auch, aber dort sind die zeitlichen Restriktionen weg, hier muss einem Publikum keine Gelegenheit gegeben werden, an der Bar was zu bestellen, auch muss keine Rücksicht auf eventuelle LP-Veröffentlichungen genommen werden. Es geht nur um die Bühne und ums Radio. Tracks werden bis zu einer Stunde ausgedehnt. Die Coltranes (John und Alice) agieren auf Live In Japan freier, auch befeuert durch Pharoah Sanders’ heisere Saxophon-Schreie, aber trotzdem ist das eine unheimlich schöne, teilweise kompakte, teilweise luftige, oft schwindelerregende Angelegenheit. Ein gutes Jahrzehnt später spielte Pharoah Sanders mit seinem Quartet Live At Fabrik, Hamburg 1980. Ich wünschte, ich hätte Sanders schon damals geschätzt, vielleicht wäre ich dann mit 16 Jahren der jüngste Zuschauer in der Fabrik gewesen. Vielleicht hätte ich in meinen Rüpeljahren aber soviel positive Energie auch gar nicht ausgehalten. Neben Pharoah Sanders und der Rhythmusgruppe um Idris Muhammad und Curtis Lundy bin ich auch vom mir unbekannten John Hicks am Piano total begeistert. Hicks spielt einen unendlichen Strom an Noten, immer am Grundthema orientiert, das er aber trotzdem mühelos weit hinausträgt, um es dann wieder nonchalant einzufangen. Sanders verleugnet seine Freejazz-Vergangenheit nicht, pflanzt sie aber so ein in sein Spiel, dass sie ganz selbstverständlich und gütig wirkt. Mir fehlt nach wie vor ein bisschen das Vokabular, um angemessen über Jazz zu schreiben. Cecil Taylor ist noch so einer, den ich erst spät auf den Schirm bekommen habe. Die Verclusterisierung und Vereinnahmung von Jazz- und Klassik und afro/native-amerikanischer Kultur (wo kommen sonst die gleichzeitigen, jagenden Rhythmusverdichtungen her?). Auch Cecil Taylor hatte durchaus seine Hörer in Punk/Wave-Kreisen, wie ich mal irgendwo las, aber an mir ist Jazz ja eher nur sehr selektiert hängen geblieben, von Ornette-Coleman- oder Miles Davis-Platten abgesehen. Meine fehlgestartete Jazz-Geschichte muss ich irgendwann mal aufarbeiten. Cecil Taylor hat mich mit Conquistator! gekriegt, aber kurz darauf auch besonders mit Live At The Cafe Monmartre 1962. Und zwar in der Ausgabe auf John Faheys Revenant-Label, auf dem zwei Alben, die diesen Abend in Kopenhagen dokumentieren, zuammengefasst worden sind – (Nefertiti, The Beautiful One Has Come (Live At The Cafe Monmartre, 1962)) und die mit einem kongenialen Cover versehen wurde: Den Herzkranzgefäßen, die das elektrizitätsgesteuerte Organ durchziehen, ganz ähnlich wie die hellen Wellen von Taylors Tastenanschlägen durch die Tracks schnellen. Ich mag auch Jimmy Lyons am Saxofon, der hier an der Abbruchkante von Melodie und ihrer Zersetzung operiert. Sunny Murrays Schlagzeug zischelt teilweise ganz wunderbar flächig. Lustig auch, dass Cecil Taylor in Kopenhagen mit einem scheddrigen Kneipenklavier Vorlieb nehmen musste. Lustig für mich, nicht für Cecil Taylor. Ich mag den klirrenden, etwas fehlgestimmten Saloonsound, er visualisiert mir quasi den Raum voller Kopenhagener:Innen, die zu ihren gewohnten Samstagsabendvergnügungen aufbrechen und dann bei Cecil Taylor landen. William Parker, Bassist, Perkussionist, Projektinitiiator, Komponist, der mit Hamid Drake so ein bisschen das Stammrhythmusduo für ungezählte Konzerte mit Peter Brötzmann bildete, taucht in seinen eigenen Projekten tief ein in seine „tone world“. So bezeichnet er den „inneren“ Song, der jedem äußeren Song innewohnt und den man auch mit der eigenen Kreativität bloßlegen und ausgestalten kann. Dabei entsteht mal ein leicht größenwahnsinnig konzipiertes 10-CD-Album, aber auch eine Live-Hommage an die innere Tonwelt von Curtis Mayfield, die ich mittlerweile sogar lieber höre als Live-Alben von Mayfield selbst: I Plan To Stay A Believer: The Inside Songs Of Curtis Mayfield. Zusammengestellt aus diversen Konzerten mit einer leicht variierenden Stammbesetzung (u.a. Rhythmuskumpel Hamid Drake) und eigens für die verschiedenen Locations zusammgestellten Chören. Man ahnt es: Neben Soul wird also Jazz und Gospel aus Mayfields innerer Tonwelt feierlich nach außen geholt. Noch mehr Coverversionen auf Live In Tokyo mit The Young Philadelphians, einer Kann-Man-Sich-Nicht-Besser-Ausdenken-Intellektuellen-Supergroup aus Marc Ribot (Gitarre, Vocal), Mary Halvorson (Gitarre), ehemaligen Mitstreitern von Ornette Colemans Prime Time (Jamaladeen Tacuma, Bass, G. Calvin Weston, Drums) und einem Streichtrio. Und was zelebrieren sie? The Sound of Philadelphia-Disco! Also Phillysoul und an sie andockende Tracks von „The Hustle“ über „Love Rollercoaster“ bis zu „Fly Robin Fly“. Ein großer, respektvoller Spaß! Und eine Lehrstunde, wie nah sich Club und Loft sind. Manchmal allerdings ziehe ich Stadien und große Hallen den kleineren Locations vor. Zumindest bei Babylon By Bus von Bob Marley & The Wailers. Die meisten würden wohl Marley’s 1975er Live! aus dem Londoner Lyceum Theater wählen, das Marley schon auf dem Weg zum Superstardom zeigt, und was natürlich eine sehr starke Performance dokumentiert (und mich übrigens – wie wahrscheinlich viele andere – zum Reggae gebracht hat). Aber mittlerweile ziehe ich Babylon By Bus von 1978 vor. Marley ist auf diesen späteren Aufnahmen schon der globale Superstar. Babylons Hallen sind groß und ausverkauft, man spürt in jeder Sekunde die Dimension von Raum und Bühne. Der Kern der Wailers um die Brüder Carlton Barrett (Drums) und Aston Barrett (Bass) ist eine variable, nicht zu stoppende federnde Rhythmusmacht. Es gibt sogar einige Dub-Elemente als Gruß vom Mischpult. Als Dream Letter – Live In London 1968 von Tim Buckley 1991 veröffentlicht wurde, hatte ich nicht mehr damit gerechnet, ein ganzes Konzert von ihm je in solch herausragender Qualität zu hören zu bekommen. Ich besorgte es mir sofort bei Erscheinen als Doppel-LP, die Doppel-CD war mir nämlich zu teuer, so war das zu der Zeit, haha. Dream Letter dokumentiert Buckleys erstes europäisches Konzert, als Bassist sprang Pentangles Danny Thompson ein, der sich in den Traum dieses Konzerts einfügt, als wäre er schon immer dabei gewesen. Überhaupt spielt sich hier alles auf transzendentaler Ebene ab. Keine Drums stören, das Konzert schwebt wie ein Blatt. David Friedmann tropft ein paar zarte Vibrafonklänge dazu, Lee Underwood sorgt an der Jazzgitarre für warmen Aufwind. Den Rest lässt man Buckleys Stimme und Akustikgitarre machen. Es gibt Konzerte, die bilden den Raum ab, in dem sie passieren. Es gibt Konzerte, die verlassen den Raum nach den ersten Klängen und kommen nicht mehr zurück. Mit etwas Glück schicken sie im Traum einen Brief, wo sie gelandet sind.
*Von „Mercenaries“ gibt es tatsächlich doch eine Studioversion, wie ich erst 2024 erfahren habe. Sie ist auf einer Single von 1980 enthalten und auf dem Single-Label fälschlich Sabotage/Live zugeordnet. Sie ließ mich meinen Schwur brechen, nie wieder etwas kontinentübergreifend zu bestellen.
Live Alben Top 20
1 Bob Dylan – The Bootleg Series 4: Live 66 (The „Royal Albert Hall“ Concert)
2 John Cale – Sabotage/Live
3 The Velvet Underground – 1969
4 Neil Young – Citizen Kane Jr. Blues 1974
5 Tim Buckley – Dream Letter (Live In London 1968)
6 Donny Hathaway – Live
7 Neil Young – Live Rust
8 Fushitsusha – Live 2 (1991)
9 Albert Ayler – Lörrach, Paris 1966
10 Van Der Graaf – Vital
11 Cecil Taylor – Live At The Cafe Monmartre 1962
12 Bob Marley And The Wailers – Babylon By Bus
13 John Coltrane – The Complete 1961 Village Vanguard Recordings (1997)
14 John Coltrane – Live In Japan (1991)
15 Pharoah Sanders Quartet – Live At Fabrik Hamburg 1980
16 Harmonia – Live 1974
17 Àine O’Dwyer – Music For Church Cleaners Vol.1 & 2
18 The Thing with Jim O’Rourke – Shinjuku Growl (2010)
19 The Young Philadelphians – Live in Tokyo (2015)
20 William Parker – I Plan To Stay A Believer: The Inside Songs Of Curtis Mayfield (2010)
In der engen Auswahl gewesen:
Yes – Yessongs
The Seeds – Raw & Alive
Santana – Lotus
Tim Hardin – The Homecoming Concert
The Sunburned Hand Of The Man – Headdress
Sonny Rollins – A Night At The Village Vanguard (DoCD)
Les Rallizes Dénudés – Citta‘ ’93