Antwort auf: Umfrage zu den besten Live-Alben

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ediski

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Kurz zu der Diskussion, welche Alben bei dieser Umfrage zulässig sein sollten und welche nicht:

Die meisten Live-Alben sind im Grunde genommen Compilationen, weil auf den meisten Alben Tracks aus verschiedenen Konzerten oder mitunter auch aus verschiedenen Touren ausgewählt wurden. Dazu kommt, dass auf LP-Cover oder CD-Beiheft oft nicht genau informiert wird, woher das Material tatsächlich stammt.

Andererseits verstehe ich auch, dass man gerne Alben nominiert sehen möchte, die ein komplettes Konzert enthalten. Da kann es jedoch wiederum häufig vorkommen, dass dieser vollständige Mitschnitt erst einige Jahre später veröffentlicht wird, während Teile des Konzertes in Ausschnitten schon früher auf Live-Alben präsentiert wurden.

Ich nenne als Beispiel mal die letzten Konzerte von King Crimson aus dem Jahr 1974, bevor die Band sich auflöste und ihr Studioalbum „Red“ herauskam. Es handelt sich um die beiden Konzerte im Casino in Asbury Park, New Jersey am 28. Juni 1974 bzw. im Palace Theatre in Providence, Rhode Island am 30. Juni 1974.

Zunächst erschien 1975 das reguläre Live-Album „USA“ bei Islands Records. Es enthält fünf Tracks aus Asbury Park, von denen zwei nach ungefähr der Hälfte abgekürzt bzw. ausgeblendet wurden, und „21st Century Schizoid Man“ aus Providence. (Bei drei Tracks wurden im Studio hinterher noch Overdubs von Eddie Jobson hinzugefügt, der beim Konzert nicht mitgewirkt hat, aber das ist ein anderes Thema).

2002 erschien die 30th anniversary edition von „USA“ bei Virgin, digital remastered auf CD. Dieses Mal wurde der „21st Century Schizoid Man“ aus Asbury Park verwendet. (Fragt mich bitte nicht, was ich von der Soundqualität von Gesang und Bass dieser Version halte). Außerdem wurden drei neue Tracks hinzugefügt: zum einen wurde das Intro ausgegliedert und außerdem wurden mit „Fracture“ und „Starless“ zwei Tracks mit insgesamt etwa 25 Minuten Spieldauer angefügt, wobei das Begleitheft allerdings darüber schweigt, ob diese beiden Aufnahmen ebenfalls aus Asbury Park stammen. (An den Overdubs wurde nichts geändert.)

Inzwischen war 1992 eine Live-Compilation von King Crimson mit dem Titel „The Great Deceiver (Live 1973-1974) auf 4 CD’s erschienen. Die komplette erste CD und der Beginn der zweiten CD enthalten das (vermutlich) komplette Konzert in Providence. Das ist möglicherweise ein Grund, den „Schizoid Man“ aus diesem Konzert auf der 2002er-Edition von „USA“ durch die Aufnahme aus Asbury Park zu ersetzen.

Und zu guter letzt brachte King Crimson auch noch das Asbury-Konzert komplett auf CD heraus, nämlich im Jahr 2006 als CD2 von Volume One der Serie „The Collectable King Crimson“ von Robert Fripps Label Discipline Global Mobile (DGM). Die Konzert-CD heißt nun nicht mehr „USA“, sondern „Live in Asbury Park, NJ June 28, 1974“. Diese CD wurde mit anderer Technik aufgenommen, enthält keine Overdubs mehr und präsentiert zum ersten Mal die ungekürzten Aufnahmen der Tracks „Asbury Park“ und „Easy Money“. Es scheint sich damit also – nach 32 Jahren – um die erste vollständige Veröffentlichung des Asbury-Konzerts zu handeln.

Was ich damit sagen will: es kann also viele Gründe dafür geben, in dieser Umfrage Live-Compilationen zu nennen oder Live-Alben , die erst Jahr(zehnt)e nach der Aufzeichnung veröffentlicht worden sind, zu nominieren. Viele Konzerte sind auf verschiedene Weise ganz oder in Auszügen veröffentlicht worden, und es ist oftmals mühsam, den wahren Gang der Ereignisse zwischen der Aufzeichnung und dem Erscheinen der Alben zu recherchieren. (Dazu kommt noch die Veröffentlichungspolitik verschiedener Labels, dasselbe Album bzw. Konzert immer wieder neu und unter einem neuen Titel zu verkaufen.)

Ich denke, das Wichtigste in dieser Umfrage sollte sein, Alben zu nominieren, die einem zur Verfügung stehen, die man kennt und gut findet, ohne sich groß darüber Gedanken machen zu müssen, welche nun die historisch relevanten Konzerte und/oder die authentischsten Aufnahmen sind. Diskutieren kann man dann über die verschiedenen Alben und Versionen immer noch …

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