Antwort auf: ctte gibt Senf dazu – VÖ-Betrachtungen mit leichtem Prog-Überhang

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Gehört hatte ich sie, wenn auch unter falschem Namen. Lief bei mir unter ganz nett.

Und nun kommen wir zu Platz 4. Von den verbleibenden vier sind eigentlich drei ziemlich erwartbar. Aber mit einer Überraschung kann ich dann schon aufwarten. Die kommt aber dann erst unter den Top 3.

4. Blood Incantation – Absolute Elsewhere

Quasi von Null auf vier, denn diese Band hatte ich noch nie in einer Liste. Es handelt sich um ein Quartett aus Denver, und was sie da spielen ist nicht so ganz alltäglich. Wolfgang fragte dieser Tage was das eigentlich sein soll. Die Frage ist berechtigt, aber die Musik hört wohl vor allem auf den Namen Cosmic Death Metal. Aber um das etwas genauer auszuführen. Auf diesem Album findet eine Verknüpfung von relativ wüsten Metal mit progressiver, vorzugsweise deutscher Musik aus den Siebzigern statt.
Der Album Titel bezieht sich auf ein relativ unbekanntes und kurzlebiges Prog-Projekt aus den 70ern, an dem Bill Bruford beteiligt war.

Das Album besteht aus zwei dreiteiligen Longtracks. Und nachdem die Band in der Vergangenheit den Death Metal und ein rein elektronisches Werk namens „Timewave Zero“, eine Hommage an die 70er Tangerine Dream streng getrennt hatten, haben sie diesmal versucht beides zu mischen.

Das Resultat ist so verblüffend wie perfekt in Szene gesetzt. Wenn man z.b. nur mal in die Nummer The Message (Tablet II) hineinhört, und ungefähr zwei Minuten Schwermetall abwartet, machen die Gitarrenwände unvermittelt Platz für ein sphärisches Klanggerüst, wie es allen Ernstes auf Eloy’s „Dawn“ gepasst hätte. Man glaubt es eigentlich nicht, wie organisch hier unterschiedlichsten Zutaten zusammengesetzt werden, und wie schnell man sich auf diese sonderbare Mischung einlassen kann. Dass die Herren ihre Instrumente beherrschen ist mal ohnehin klar, aber die Leidenschaft dahinter, etwas zu schaffen, dass es so gar nicht gibt, die bringt es auf den Punkt.

Übrigens habe ich ein bisschen Angst, das Blood Incantation ihre Lyrics als Botschaft verstanden haben wollen, und diese ein wenig zu ernst nehmen. Das Cover ist zwar schön bunt und sieht irgendwie cool aus. Dabei handelt es aber auch von kruden Theorien über Pyramiden, die im Mondschein als Ufo-Landeplätze dienen. In den Songs wird das auch thematisiert, und in den Zeichnungen in dem schicken Artbook, welches einiges Zusatzmaterial enthält, kann man da noch einiges mehr visuell nachvollziehen.

Da gibt es dann auch eine Doku mit und über die Band, wo auch die Plattensammlung in ihrem Studio eine Rolle spielt.

Wer die Musik noch etwas präziser beschrieben haben möchte, den muss ich enttäuschen. Man muss da schon selber reinhören, und wird dann wahrscheinlich relativ schnell feststellen, ob sich eine weitere Auseinandersetzung für ihn lohnt oder nicht. Schön hören wird man sich dieses Album nicht können.

Achso, noch was, wer in der Lage ist das Bandlogo von Hand aus dem Gedächtnis nachzuzeichnen, dem spendiere ich eine Zugfahrt vom Berliner Ostbahnhof bis zum Potsdamer Hauptbahnhof.

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