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Mich hatte seinerzeit sparch auf das Album aufmerksam gemacht.
6. Klez.e – Erregung
Das ist lustig. Seit dem Vorgänger aus 2017 bezieht Tobias Siebert sich ja erkennbar stark auf The Cure. Und damit niemand schreit, der klaut ja, hatte er diesen Vorgänger ja auch „Disintegration“ genannt. Eine großartige Platte war das, aber es stellte sich natürlich die Frage kann man so etwas noch mal machen?
Im Vorfeld hieß es nein, Siebert habe das Cure-Element ein wenig zurückgefahren. Das stimmt allerdings gar nicht, dazu aber gleich mehr.
Jetzt konnte Tobias bei den Aufnahmen natürlich nicht ahnen, dass die Band um Robert Smith, die ihr letztes großes Album vor drei Jahrzehnten gemacht hatte, und in den letzten zwei Jahrzehnten lediglich hin und wieder mal tourte, ausgerechnet in diesem Jahr mit was Neuen kommen würde. Folglich kann er sich nun mit den Vorbildern direkt messen. Und er schneidet super ab dabei.
Ich mag das neue Cure Album wirklich, schließlich befindet es sich auch in dieser Liste, und ich hatte absolut weniger erwartet. Aber trotzdem ist das hier einfach größer.
Allerdings nicht von Anfang an. Das Titelstück, der geniale Opener, funktioniert sofort, und ließ als Vorabtrack Großes erwarten. Aber bei den weiteren sieben Songs hatte man schon ein wenig zu tun. Die scheinbar einfachen Strukturen sind doch ganz schön vertrackt zum Teil. Auch die Lyrics, Siebert neigt zu langen Texten, lassen sich nicht so ohne weiteres durchdringen. Aber es lohnt sich dann eben. Und, um den Vergleich ein letztes Mal zu bemühen, Kollege Smith hat wesentlich weniger zu sagen.
Egal ob Siebert in seine Schulzeit zurückfällt, einen ehemaligen Berliner Kultplattenladen edelt, oder den Beziehungsschmerz von Liierten und getrennten thematisiert, macht er das intelligent und sehr anregend.
Das Werk ist auf jeden Fall der schlüssige Nachfolger von „Desintegration“. Und zwar ein klug gelöster. Wir bekommen nämlich zu keiner Zeit einen Abklatsch, aber eben auch keine kalkulierte Abkehr. Die Platte wächst stetig und offenbart immer wieder neue Details. Und sie schließt dann mit Siebert’s persönlichem „The Same Deep Water as You“ namens „Nachtflug“, das mit 6 Minuten dann leider ein bisschen kurz geraten ist.
Übrigens meine günstigste Vinyl-Neuerscheinung des Jahres. Man kann offensichtlich noch Neuheiten als ordentliche Pressungen in der Nähe von 20 € vertreiben.
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