Antwort auf: ctte gibt Senf dazu – VÖ-Betrachtungen mit leichtem Prog-Überhang

Startseite Foren Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat Aktuelle Platten ctte gibt Senf dazu – VÖ-Betrachtungen mit leichtem Prog-Überhang Antwort auf: ctte gibt Senf dazu – VÖ-Betrachtungen mit leichtem Prog-Überhang

#12426489  | PERMALINK

close-to-the-edge

Registriert seit: 27.11.2006

Beiträge: 29,125

Dafür kommt jetzt etwas sehr lebensbejahendes.

8. Jon Anderson and the Band Geeks – True

In den letzten 20 Jahren gab es zahlreiche Veröffentlichungen im Umfeld von Yes. Dabei waren allein zahlreiche Sänger im Einsatz. Was dabei herauskam war nicht immer schön, und vor allem blieb nur sehr wenig davon im Ohr. Um es mal ganz deutlich zu sagen, als jahrzehntelanger Bewunderer von Yes hatte man stellenweise sogar Angst vor neuen Alben aus dem Umfeld der Band.
Dann starb auch noch Chris Squier, weshalb man den Bandnamen zu diesem Zeitpunkt in Würde hätte ruhen lassen können.

Als ich hier im Forum las, Jon Anderson habe ein neues Album veröffentlicht, und es sei großartig, war ich zunächst irritiert. Als ich die Platte dann hörte, wuchs die Irritation noch an. Das gibt es doch gar nicht.

Anderson hatte sich eine eingespielte Band gesucht, und mit dieser eine sehr frisch klingende Tournee mit sehr klassischem Yes-Programm absolviert. Geeks performten die Sachen ausgesprochen entspannt und geil, und der fast 80-jährige Anderson sang wie ein junger Gott. Sogar an „The Gates of Delirium“ wagte er sich noch heran, und löste sogar den Schlussteil „Soon“ bravorös.

Also beschloss man im nächsten Schritt ein Album mit neuem Material zu machen. Und das Resultat ist wirklich unglaublich. Es ist wirklich das Beste was seit sehr, sehr langer Zeit im Umfeld von Yes entstanden ist.

Das Spektrum reicht weit. Songs wie „True Messenger“ oder „Shine on“ erinnern in bemerkenswerter Weise an die frühen 80er der Band. In DM wird sogar augenzwinkernd kurz Wakeman’s Soloteil in der Mitte von „Close to The Edge“ zitiert. „Still a Friend“ lässt mich in Erinnerung an das AWBH-Album aus 1988 schwelgen, als die Namensrechte bei Squier lagen. Und der 16-minüter „Once Upon a Dream“ erinnert noch an ganz anderes selige Zeiten.

Die Band versucht nicht um jeden Preis krampfhaft wie Yes zu klingen, sondern die können das einfach. Die Leichtigkeit mit der sie spielen macht nahezu fassungslos. Das ist frappierend organisch.

Jetzt behaupte ich ja nicht, hier sei ein neues „Fragile“ oder „Tales“ entstanden. Die Qualität der Songs unterliegt nämlich auch Schwankungen, und beim Chorgesang hat man auch gar nicht erst versucht Unmögliches zu probieren, aber die sind verdammt nah dran. Und zwar gerade deshalb, weil eben auch viel eigene Identität drin steckt.

Die Lyrics haben natürlich, wie sich das gehört, eine gehörige Portion Spiritualität aller Anderson intus, vor allem die Schlussnummer „Thank God“ geht in jedem Gottesdienst durch, aber das gehört dann eben auch dazu. Das hat uns ja früher auch nicht wirklich gestört.

--