Antwort auf: Das Schlagzeug im Jazz

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friedrich

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thelonica

Paul Motian: But it’s hard for me to find out because I like the overtones in the drums. They hate me in recording studios for that. There’s no mufflers on the drums.

Everything is wide open. It’s loud and there’s a lot of overtones. It’s hard to tune to specific notes because of that. Most of the time the studio engineer has me take off the head or put some damper on it, because it really raises havoc with their needles.

“I’m still not completely satisfied with recording,” Motian admitted. “ECM does a really fantastic job but I wonder if it’s possible to hear drums on a record the way I hear them when I’m sitting behind them? In a hall with bad acoustics I can’t play too loud or I’ll l wipe everybody else out.”
(…)

Ich möchte hier nicht wieder Weinkenner-Vokabular bemühen, wie ich es in Zusammenhang mit Ben Websters Sound auf dem Tenorsax getan habe. Aber so wie Paul Motian hier selbst über seinen Sound spricht, geht es ihm offenbar dabei um die Vielschichtigkeit des Klanges, mit Kopf, Herz – und Basisnote – das ist jetzt allerdings Parfumvokabular ;-) . Er klingt in meinen Ohren auch oft so, als würde sich der Klang seines Schlagzeugs in Form von kleinen Wolken, mehr oder weniger stoßweise und mit mehr oder weniger Druck ausbreiten. An der Oberfläche und den Rändern ist so eine Wolke leicht und transparent, darunter dichter und opaker und was ganz im inneren verborgen ist, kann man bloß erahnen. Und mehr oder weniger flüchtig löst sich so eine Wolke dann aber auch schon wieder auf.

Damit wünsche ich allen einen entspannten Sylvesterabend und freue mich darauf, dass wir „auf der anderen Seite“ wieder voneinander lesen.

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)