Antwort auf: Jahresrückblick 2024

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vorgarten

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ich habe 2024 so recht keine neuen entdeckungen gemacht, eher vertieft, wiedergehört, lücken geschlossen (vijay iyer und david murray), mich dem früherem jazz über das alec-wilder-songbook angenähert und daraus am ende noch einen bft entwickelt – und versucht, den vielen guten neuen alben hinterherzuhören.

live-konzerte sind für mich wieder wichtiger geworden, seit ich das programm des berliner zig-zag-clubs verfolge, der die ideale größe hat, um musiker*innen dazuzuzubringen, nicht nur langweiliges zeug ihres letzten albums herunterzuspielen, sondern tatsächlich ein publikum zu spüren, dass ihnen quasi auf den zehen steht. vor allem holland/shaw/harland und iyer/dunston/dutton haben davon profitiert und sich wirklich gehen lassen. aber es war auch schön, mal norma winstone zu sehen, die sich mit gnädigem lächeln durch die engen zwischenräume der bühne schlängelte. sullivan fortner war ein bisschen zu high für den anlass, aber sowas kann ja auch mal passieren. schön war es, held*innen wiederzusehen: neben holland und iyer auch jason moran, myra melford, david murray (obwohl er sein schluchzendes solo über aretha franklin durch einen homophoben spruch korrigieren musste, der ihm hoffentlich immer noch peinlich ist), steve lehmen und the necks. letztere mit je zwei unterschiedlichen sets in 2 unterschiedlichen räumen, das war wirklich spannend. und erstmals habe ich auch charles lloyd erlebt, an dem abend in wenig inspirierender kulisse und mit scheinbar letzten kräften. einziges konzert außerhalb berlins war eine allzu spaßige freejazzkombo im knuttle house in tokio, das kann man als lustige reiseerfahrung verbuchen.

unter den todesnachrichten hat mich eigenartigerweise die über jean-philippe allard am meisten getroffen. david sanborn fehlt noch in gypsys liste, aber der wird ihm nicht sonderlich fehlen, schätze ich. warren benbow, der drummer von ulmers odyssey-trio, ist auch gestorben.

das enja-projekt fand ich ziemlich spannend und nachhaltig produktiv. ich hatte nicht erwartet, dass da so viel tolles zeug zu finden ist. eine black-saint/soul-note-recherche fänd ich interessant, aber wahrscheinlich muss man angesichts der wenigen, die sich da beteiligen würden, keine umfrage daraus machen. weitere projekte: endlich mal coleman hawkins, binky green möchte ich auch nochmal wiederholen, bei dave burrell habe ich wohl noch ein paar lücken, die songbooks von carmichael, arlen und dietz, eigentlich muss ich gary mcfarland und gil evans mal vertiefen, und da gäbe es auch noch ein paar drummer: idris muhammad, kenny clarke, mickey roker, rashied ali, freddie waits, steve reid. philipp wilson, jeff ‚tain‘ watts…

aber erstmal habe ich noch ein paar lücken bei david murray zu schließen.

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