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zoji
friedrich
Eher Mais und Raps. :-/ In meiner Erinnerung hatten die bösen großen Jungs aus der Hauptschule auf der Veddel AC/DC-Aufnäher auf der Jeansjacke. Vor denen hatte ich als Knirps in der im gleichen Gebäude untergebrachten Grundschule Angst. Und AC/DC selbst hätten mich sicher zu Tode erschreckt. Aber back to the Blues!
Du meinst die mit ihren Rocker-Mofas? Stimmt, die waren furchteinflößend. Da half noch nicht einmal Mimikry mittels Produktion einer eigenen Kutte. Ich war allerdings auch von der Art, dass mich ein paar Jahre zuvor sogar die toughen Berliner Hinterhofkids aus dem Rappelkiste-Vorspann eingeschüchtert haben, obwohl ich denen in der Realität nie begegnet bin. Mh, jetzt frage ich mich, was aus den Early-AC/DC-Adoptern wurde.
Genau die! Die haben auch vor dem Eingang zur Hauptschule geraucht.
Hätte man nicht ganz tief in seinem verborgenen Inneren eigentlich gerne zu diesen Typen dazugehört? Aber hätte man sich das getraut? Allein die Kutte hat dazu nicht gereicht. Und mit den Rappelkisten-Kids ist es nicht viel anders.
Das Wort „Adopter“ musste ich erst mal googeln. Und wenn Du diesen Begriff benutzt, weist Du dich natürlich zugleich als jemand aus, der eben nicht zu dieser AC/DC-Bande gehört und auch nicht gehören kann.
Was ist aus diesen Typen wohl geworden? Damals wirkten AC/DC sicher wirklich bedrohlich. Eltern waren entsetzt und ratlos, wenn ihre Söhne AC/DC hörten und sich so aso-mäßig benahmen wie Bon Scott, ihre Töchter schlossen sie weg. AC/DC waren das kurze Aufbäumen der pubertierenden Halbstarken gegen das drohende Elend der Arbeitswelt. Ich glaube, diese Early-AC/DC-Adopter nahmen am Ende aber doch einen ganz ähnlichen Lebensweg wie ihre Väter, als Industrie- oder Hafenarbeiter, HLS-Installateure (wie Werner ) oder in ihrem Traumjob als Kfz-Mechaniker. Die sind wahrscheinlich noch jahrzehntelang in irgendwelche Mehrzweckhallen zu AC/DC gepilgert, inzwischen längst in Rente und überm Bauch spannt sich das AC/DC Fan-T-Shirt. Seit Jahrzehnten sind AC/DC zwar mainstream-kompatibel und hätten auch bei Wetten dass …? auftreten können, aber wegen der guten alten Zeit hält man ihnen die Treue.
Übrigens finde ich AC/DC bis einschl. Highway To Hell ziemlich gut!
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)