Antwort auf: blindfoldtest zum jahresende

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gypsy-tail-wind
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Das Thema hab ich beim Thread öffnen schon gesehen, schade … aber sonst noch nichts gelesen.

1-1 | Trouble Is a Man – Gänsehaut! Das Cole-Trio (p/g/b) hinter der Sängerin passt super, besonders die Gitarre schafft eigentlich allein die ganze Atmosphäre … aber klar, das Solo kriegt jemand am Klavier, eine Spur zu flashy und perlend, aber nicht grad so, dass es stört. Ein Highlight zum Einstieg, bin ich mal so frei zu vermuten ;-)

1-2 | Die Stimme geht weniger an mich bzw. ich brauche etwas, um über die mädchenhafte Intonation zu kommen. Die Gitarre hier macht mehr und heult schon im Intro charakteristisch auf – Barney Kessel? „I’ll Wait“ heisst der Song, den ich noch nicht bewusst gehört habe. Spätestens im Teil, wo die Sängerin erst summt und dann scattet, bin ich vollkommen am Haken. Toll! Auch das Arrangement, das eine allmähliche Verdichtung bringt, aber doch immer karg bleibt.

1-3 | Toller Song! „Give Me Time“ heisst er wohl und ist auch neu für mich. Wieder brauche ich einen Moment, um über die Theatralik des Sängers hinwegzukommen, aber nach einer Minute bin ich drin – wenn er dann einzelne Phrasen förmlich bellt (darf man „to belt“ so übersetzten? ;-) ), die Gitarre eine kurze Girlande einstreut – toll! Sehr eigenwilliger Gesang – toll! Repeat.

1-4 | Auch wieder nicht direkt meine Art Gesang – aber da bin ich erstaunlich schnell drin … wie toll die Linie, fast ohne Bewegung wirkt das – und das ist dann wiederum perfekt umgesetzt und die Sängerin präsentiert das wirklich ganz hervorragend, jede Silbe gestaltet, Farben und Schattierungen … repeat. Ach ja, den Song kenne ich immerhin mal wieder, wenngleich nicht gut. „Winter of My Discontent“ – muss ja schon allein des Titels wegen gut sein.

1-5 | Sehr schöne Stimme hier – das Vibrato auf den gehaltenen Tönen gefällt mir allerdings nicht so … und da sich der Song so sehr in Billie Holidays Version eingebrannt hat (die ihn doch mit Herbie Nichols geschrieben hat, oder ist das ein Fall von falschen Credits?), tue ich mich hier etwas schwer – das klingt irgendwie wahnsinnig aufgeräumt hier, die Streicher das Vibraphon – das ist die Hochglanz-Fassung. Aber das Timbre der Sängerin gefällt mir sehr gut und hintenraus, wenn sie die langen Töne mit Schlenkern versetzt, finde ich auch das Vibrato super eingesetzt. (Lustigerweise dauert die Version hier exakt gleich lang wie die von Holiday, 3:44 Minuten.) (Zwei, drei Klicks weiter auf dieses Holiday-Tribute von Diana Ross gestossen – den Film kenne ich leider nicht.)

1-6 | Okay, den erkenn ich in der ersten Phrase – klar doch! Klick – toller Song, gesungen von einem Sänger, den ich manchmal extrem gerne höre, dann wieder jahrelang vergesse … auch eine Stimme mit einem besonderen Timbre … und im Jazzgesang sicher eine der schönsten Männerstimmen.
(Den Song gibt’s auch von Mildred Bailey, die hier glaub ich nicht dabei ist?)

1-7 | Tolles Arrangement mit den sphärischen Vibes, dem Tenorsax und der streckenweise walkenden Gitarre – den Song kenne ich nicht, die Sängerin vermutlich auch nicht … das ist für meine Ohren wieder ein Highlight!

Und hier eine Zwischenbemerkung: faszinierend, wie die Zeit sich dehnen und zusammenziehen kann. Dieser kurze Song, der kürzeste der 20, wirkt lang, lässt Raum … längere im Mix wirken viel kürzer.

1-8 | Nicht mein Arrangement – aber bei der Qualität der Sängerin fällt es mir leicht, darüber hinwegzuhören … „I’ll Be Around“ natürlich. Ist das eine Soul-Sängerin? Die zweite Hälfte lässt mich das denken, die kleinen Manierismen im Gesang.

1-9 | Da hab ich jetzt gegoogelt, weil ich diesen tollen Song seit kurzem kenne (Jackie & Roy, „Lovesick“ – klick) – und da war’s nicht weit zur Auflösung – kenne den Sänger/Gitarristen nicht – gefällt mir sehr gut!

1-10 | „I’ll Be Around“ nochmal – und das ist wieder bekannt, auch wenn ich einen Moment brauchte – Highlight natürlich, auch wenn mir das Arrangement auch wieder etwas zu geschleckt daher kommt. Als würde jeder Produzent (gibt es in dem Beruf auch Frauen? krass, mir ist keine einzige Jazzproduzentin bekannt, so off the top of my head – Konzertveranstalterinnen und so ja, aber im Plattenbusiness?) denken: „Ein Song von Alec Wilder? Dann gib mir Vibraphon und Streicher!“

Jetzt mache ich mal Pause … geht dann wohl morgen oder am Sonntag weiter. Bis hierhin feine Zusammenstellung und ein paar schöne Entdeckungen dabei, danke!

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