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The Talent of… Fud Candrix
wenn ich’s nicht kauf, wer dann… als Belgienfan und Freund des belgischen Jazz, hatte ich mich schon länger für die Alben in dieser Serie interessiert… und als dann vorhin plötzlich drei davon vor mir lagen, das Sadi, das hier und noch eins, konnt ich sie irgendwie nicht stehenlassen… Aus irgendeinem Grund, war man in Belgien noch in den 50er, 60er, 70er enorm stolz darauf, dass das Land in den 20er und 30er Jahren eine der lebendigsten Jazzszenen Europas gehabt hatte… Es gab verschiedene Initiativen, das zu dokumentieren – und dieses Album mit Alfons „Fud“ Candrix (1908-1974) aus dem Jahr 1971 gehört dazu, ein Veteran der lokalen Szene wird nochmal aktiviert und in Szene gesetzt… die Biografie aus dem Backcover ist eine von denen, in denen die Jahre von 1939 bis irgendwann in den frühen 50ern fehlen, inzwischen kann man auf wikipedia natürlich nachlesen, dass das Engagement im Delphi Filmpalast 1942 quasi der glanzvollste Moment seiner Karriere war… ich zitier mal:
Das Programm der 14 Instrumentalisten und des Sängers bestand aus amerikanischen Jazzstandards wie etwa „Between the Devil and the Deep Blue Sea“, „Sugar Foot Stomp“, „I’ve Found a New Baby“ oder „Doggin’ Around“ in modernem Swing-Arrangement, so die Nummer „Introducing Mr. Basie“, die er am 22. November 1940 einspielte. [..] Die Reichsmusikprüfstelle hatte den „U-Bahn-Fox“ 1943 wegen „übertriebener Hotmusik“ für unerwünscht erklärt.[2] Das bedeutete, dass der Vertrieb und die Aufführung im deutschen Reichsgebiet verboten war. „Nach Mitteilung der Reichsmusikprüfstelle sind der Verkauf sowie die Verbreitung und Aufführung des „U-Bahn-Fox“ in der Wiedergabe des Fud Candrix-Tanzorchsters unerwünscht“,hieß es in der Begründung
was alles so möglich war, wenn man die richtigen Leute kannte… zur Musik: Auf den 12 Tracks der Platte hören wir Candrix abwechselnd an seinen beiden Instrumenten, Tenorsax und Geige… die Geigentracks sind Easy Listening mit Pfiff, ein Hauch von Morricone, aber natürlich nicht ganz der Level… und auch die Big Band Tracks sind jetzt eher seicht, aber das rettet Candrix tatsächlich, mit einem Tenorsound aus der Webster/Hawkins Schule, der einfach mit jedem Ton klar macht, dass irgendwas hier noch lebendig ist, auch wenn die Melodie jetzt schon zum fünften Mal kommt, und der Orgelsound echt fies ist… das ist vielleicht so ein bisschen der Pink Panther Effekt, wenn man das kann und will ist Tenorsaxophon ein enorm expressives und vokales Instrument… in der Band geben sich die üblichen belgischen Verdächtigen die Klinke in die Hand, mit dem ersten Placebo Album, das ein paar Monate später aufgenommen wurde, gibt es immerhin drei Mann Überschneidung, das b/dr Team Kletchkovsky/Rottier und den Saxophonisten Johnny Dover (eig: Georges Timmermans). Tut mir nicht leid, das mitgenommen zu haben.
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