Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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vorgarten

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archie shepp, true blue (1998)

shepps alterswerk auf venus, hier noch mit hicks, aber schon ohne muhammad (dabei: george mraz & billy drummod), und ich finde es natürlich großartig. kratziges genuschel und heiserer schrei in hifi, vom dramatischen „lonnie’s lament“ geht es direkt ins kultivierte musical-songbook, porter, styne, van heusen, bevor sich shepp gegen ende doch noch aufs heimatliche terrain rettet („blue train“ und „bamboo“, das hier jetzt „a little surprise for the lady“ heißt). zwischenstopp: trenet singen auf französisch. das hat als bandleistung was tolles zwischen mühsal und sophistication und falscher zurückhaltung, shepp produziert in der coda von „time after time“ sekundenlang nur heiße luft, aus dem sich fast wie durch zufall ein paar ungesteuerte (und dann doch genau passende) töne ereignen, wirklich genau an der grenze von note und geräusch, weil eigenen audruck und eigene stimme haben eben was ganz anderes heißt als themen spielen.

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