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dave burrell, david murray, brother to brother (1993)
dieses album habe ich nun doch noch auftreiben können, worüber ich sehr froh bin, denn ich mag es sehr gerne. quasi parallel zu WINDWARD PASSAGES entstanden, finde ich es trotz vieler vergleichspunkte homogener und stimmungsvoller. beide agieren ungewöhnlich zurückhaltend, arbeiten an stimmungen, ergänzen einander in spiel und material. wenn burrell zum beispiel seine swing-vorlagen einbringt, unforciert auf 1 und 3 betont, scheint murray das in seiner ballade „icarus“ (meisterwerk) quasi aufzugreifen, das ergibt einen wenig synkopierten, fast wellenartigen gesamteindruck, ruhig und nachdenklich, ein bisschen schwankend. wieder taucht jelly roll morton auf, was die musik ein bisschen öffnet – burrell und larsson haben ja auch ein bühnenstück geschrieben, vielleicht kommt ein teil ihrer kompositionen ja aus diesem zusammenhang. den großen ausbruch gibt es nur einmal, im titelstück, nach einem gedicht von larsson komponiert, da herrscht großes vertrauen, burrell findet immer wieder schlüssig zurück. was da mit großer selbstverständlichkeit entwickelt wird, hat eigentlich viele unterschiedliche einflüsse, nicht nur frühen jazz, auch klassik (zwischen romantik und impressionismus), das könnte jederzeit in blues und spiritual münden, muss es aber eben nicht, weil auch anderes zur verfügung steht. weniger patchwork hier, eher eine arbeit am besonderen, in sich stimmigen ansatz, der nur so, zwischen den beiden, möglich ist.
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