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McCoy Tyner – 44th Street Suite | Noch so eine Bob Thiele Produktion – sogar mit dem Stück, das Duke Ellington für Thiele komponiert hat, „Blue Piano“. Am 11. Mai 1991 aufgenommen (in NYC wohl, aber das steht nicht, nur fürs Mastering wird ein Studio angegeben… seltsam), Glenn Osser ist als „musical coordinator“ in den Credits zu finden. Murray setzt hier auf der zweiteiligen, recht freien Titelsuite am Ende des Albums aus (zwei von sechs ca. 6-7 Minuten-Tracks, das Album kommt in der Hinsicht in einer Variante des klassischen Blue Note-Formats daher). Das mag der Gegengefallen fürs „Special Quartet“ sein, auch wenn das zugleich eine – wie es scheint, ich kenne davon nicht allzu viele – recht typische Thiele-Session jener Zeit ist, ein Mix aus Tyners Trio (er und Aaron Scott, der ziemlich aufdreht) und All-Star-Versammlung (Murray, Arthur Blythe, Ron Carter). Für meine Ohren klingt das Album ziemlich gut: warm, voll, nicht super detailreich aber gut gemischt – die Fortschritte, die die Tonleute bei diesen frühen digitalen Sessions machten, waren wohl in manchen Fällen ziemlich rasant (Harvey Goldberg ist der Name des Toningenieurs hier). Das ist eine typische Tyner-Session mit rollenden Klavier-Soli – Tremolo-Passagen zwischen Läufen und Block-Akkorden, ganz wie man es kennt … also nicht halb so überraschend wie er beim „Special Quartet“ auftritt, nichts ausserhalb seiner Komfortzone. Aber die Saxophone viel Farbe rein – allerdings klingt Murray schon einiges interessanter als Blythe, der auf „Falling in Love with Love“ aussetzt – einem Highlight. Witzig irgendwie, dass der 15 Jahre ältere Blythe durch seinen Columbia-Plattenvertrag wenige Jahr früher noch fast als Teil der Young Lions lief … aber der jüngere Murray vielleicht tiefer in der Tradition verankert wirkt, jedenfalls breiter abgestützt, vielfältiger. Flutscht alles gut durch, ist vielleicht etwas harmlos und gefällig, aber dennoch für meine Ohren nie langweilig.
Bin mir ziemlich sicher, dass das einst meine erste Begegnung mit Murray war – oder die erste nach den Wildflower-Sessions, die ich auch schon eine Ewigkeit da habe (aber von denen ich irgendwie nie den Eindruck gekriegt habe, sie richtig gut zu kennen).
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