Antwort auf: David Murray

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gypsy-tail-wind
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vorgarten

david murray, special quartet (1990) mich würde nicht wundern, wenn dieses projekt eine idee des produzenten bob thiele war: murray & hopkins ergänzen die noch lebenden mitglieder des klassischen coltrane-quartetts, um es zu aktualisieren. aber coltrane („cousin mary“) wird nur zum aufwärmen gespielt, danach kommt älteres (klassisches?) murray-material zum einsatz, plus einer der schönsten kompositionen von butch morris („la tina dee“) und das schon in der quartett-mammut-session erprobte „in a sentimental mood“. das ist zwar alles besser als ich es in erinnerung hatte, aber krankt am demonstrativ uninspirierten elvin jones, der in murrays „hope/scope“ wirklich nur ein paar becken anschlägt, während murray quasi explodiert. ganz anders tyner, der in jedem stück die herausforderung annimmt und keine müdigkeit zeigt. „3d family“ hat trotzdem falsche voicings (ist ja eigentlich triomaterial), und ob man „in a sentimental mood“ (im duo murray/tyner) wirklich als powerballade braucht, weiß ich nicht. ich finde das alles interessant und lebendig, murray strotzt vor selbstbewusstsein, aber ein muss finde ich das special quartet nicht.

Das Album lief schon, als ich zuletzt an Murray dran war, vor fast exakt einem Monat. Warm werde ich weiterhin nicht so wirklich damit. 26. März 1990 in einem Studio namens Soundtrack in New York aufgenommen von Harvey Goldberg, später von Jim Anderson und Kazunori Sugiyama abgemischt – das klingt nach dem keineswegs kalten aber übermässig hellen Album aus Köln im Vergleich echt gut.

Und das Album erinnert mich daran, dass ich die Coltrane-Hommage von Tyner mit Pharoah Sanders und Murray nicht bedacht hatte, als ich im Jahr 1987 unterwegs war. Das ist eine Aufnahme, die ich erst durch einen Hinweis hier (von @vorgarten oder @atom wohl) wahrgenommen hatte, nachdem diese GRP-CDs (es gab kein späteres CD-Reissue zumindest nicht in unseren Breiten) zu grossen Teilen schon wieder aus den Läden verschwunden waren, als ich in diesen aufzukreuzen begann. In meiner Erinnerung gefällt es mir ein ganzes Stück besser als das „Special Quartet“.

Dass McCoy Tyner hier mittenrein ins Risiko geht, höre ich auch so – dabei klappt das aber nicht immer. Fred Hopkins‘ Bass ist dafür eh immer da, wo er zu sein hat … Elvin Jones ist aber tatsächlich ein Schwachpunkt. Ich fand ja auch seine Enja-Alben unterm Strich etwas enttäuschend, zumal Jones zu meinen allerliebsten Drummern gehört. Hier wirkt er oft wirklich nicht bei der Sache – ohrenfällig in „Hope/Scope“, das recht frei daherkommt, bis auf den sturen und ideenlosen Drummer, der die allermeiste Zeit einfach den Beat durchtrommelt. Gerade hier finde ich Tyner bemerkenswert, wenngleich nur semi-erfolgreich. Schön finde ich, dass Tyner sich quasi „In a Sentimental Mood“ von Ellington zurückholt – die eine Duo-Nummer, und die ist wirklich toll, finde ich. Murray hat insofern Glück, als dass Coltrane das Stück am Sopran unsterblich verewigte und damit am Tenor quasi freie Bahn … er streut ein paar stark nach Coltrane klingende kleine Schnörkel und Tongestaltungen ein. Hier drängt sich vielleicht auch ein Vergleich mit dem Duo-Album auf, das Murray kurz darauf mit Georges Arvanitas machte (siehe oben) – Tyner ist viel aktiver, die Musik sehr viel lebendiger und weniger vorhersehbar. Ein Duo-Album der beiden – auch mit einer echten Ballade oder zwei – wäre vielleicht die bessere Idee gewesen als dieses „Special Quartet“? Immerhin dreht die ganze Gruppe inklusive Jones im Closer „3D Family“ nochmal richtig auf – das Fade-Out könnte drauf hinweisen, dass sie von sich selbst überrumpelt waren und keinen Abschluss fanden.

In den sehr ausführlichen Liner Notes (von Jon W. Poses) ist zu lesen: „Cluttered and conflicting schedules prevented all but on-the-sport rehearsals and caused limited recording time. ‚We went right into the studio and made the record,‘ reports David. ‚There weren’t too many takes; we did most (songs) in a couple.'“ – Das mag eine Rolle spielen beim Resultat. Oder auch nicht, wer weiss.

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