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das ist ja fast beruhigend zu registrieren, dass unsere vorlieben auch sehr stark auseinandergehen können
body and soul (1993)
warum mich dieses album damals so sehr enttäuscht hat, ist heute für mich nicht mehr nachvollziehbar. wahrscheinlich hatte ich von rashied ali, der zu dieser zeit auch mit charles gayle und william parker spielte, etwas anderes erwartet als dieses zurückhaltende spiel in festen metren, und nicht verstanden, dass murray und ali (nach gemeinsamer loft-zeit durch amiri baraka wieder zusammengebracht) zwar miteinander spielen, aber die „coltrane trap“ wohlweislich vermeiden wollten. der free swing und der unfassbar schöne becken-sound sind aber auch hier außerordentlich präsent – ich habe flüchtig recherchiert, ob ali mal bei connie kay studiert hat… insgesamt eine sehr interessante band, mit sonelius smith am klavier und wilber morris am bass, alles leute, die einen besonderen begriff von jazztradition haben, auch wenn sie „body and soul“ spielen. murray wiederum nutzt die guten beziehungen zu black saint, um wieder musiker einzuladen, die er zu underrecorded findet. sehr wenig ego hier, dafür subtile kommunikation über interessantem material (von smith, murray und ali), und auch der standard ist gut eingebunden, auch wenn die dafür gastierende sängerin taana running ihrer aufgabe nicht gewachsen scheint. kein album aus einem guss, dafür fehlte wohl die gemeinsame spielpraxis, aber dafür viele tolle momente. am ende natürlich doch noch ein aufruf von „interstellar space“, ein sax/drum-duo also, aber alis vorlage tut murray den gefallen, seinen inneren rollins ins spiel zu bringen. am ende ist das auch nebensächlich, man hört das, was murray und ali 1993 und aneinander interessiert.
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