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herr-rossi
Soll ich mal übernehmen? ;) Deine Liebe gilt vor allem den ersten drei Alben: „Leisure“ ist mit den drei Singles vertreten, „Modern Life …“ mit vier Tracks plus der langen Version von „For Tomorrow“, „Parklife“ schließlich mit vier weiteren Tracks in den Top 10 und einem, der knapp außerhalb der Top 10 blieb. „The Great Escape“ und „13“ müssen sich mit je 2 Nennungen begnügen, von „Out Of Time“ und „Blur“ schaffte es nur jeweils ein Titel in die Liste, mit „Beetlebum“ aus dem Selbstbetitelten allerdings der zweithöchst platzierte (ich hätte auch mit Graham Coxons anrührenden „You’re So Great“ gerechnet). Die Spitzenposition gebührt in deiner Liste einem Non-Album Track, der das missing link zwischen den zeittypischen Rave-Klängen des Debüts und der Brit Pop-Ära, die Blur im folgenden Jahr mit einleiteten. Wir hatten den Clip schon mal, meine ich, aber sie fanden das Setting selbst so gut, dass sie es für Song #2 zweitverwertet haben.;)
Vielen Dank für Deine Analyse, @herr-rossi – habe ich gerne gelesen! Während der Lektüre fiel mit auf, dass Tracks und Alben bei Blur zwei vollkommen verschiedene Paar Schuhe sind. Modern Life Is Rubbish ist wohl tatsächlich mein Lieblingsalbum der Band, weil es für mich von allen Studiowerken trotz der stilistischen Bandbreite am geschlossensten wirkt und am besten als Album funktioniert. Parklife glänzt dagegen für mich vor allem mit hervorragenden Einzeltracks, ist mir als Album aber irgendwie zu zerfahren – ich höre es selten am Stück, obwohl keine echten Ausfälle vorhanden sind. Gleiches gilt mit Einschränkungen auch für The Great Escape, allerdings findet sich hier nach dem sensationellen Lauf der A-Seite, der in meiner Liste jedoch leider nicht zur Geltung kommen konnte, eine Menge Füllmaterial.
Mein Verhältnis zum selbstbetitelten Album von 1997 hast Du dagegen richtig analysiert: Ich kann mit der Scheibe abgesehen von Beetlebum, Death Of A Party und mittlerweile wieder Song 2 fast gar nichts anfangen. Das Album verströmt mir eine viel zu unangenehm negative Energie, die mich jeden Hördurchlauf früher oder später abbrechen lässt. Bei 13 verhält es sich wiederum komplett anders, obwohl es zumindest das musikalische Konzept des Vorgängers doch weiter auf die Spitze treibt: Ich liebe das Album! Es ist atmosphärisch so unfassbar dicht, die mächtigen Wände aus Gitarren und Bass sind absolut fantastisch und die zarten Momente gehören zu den besten der Band. Jedoch hat 13 für mich seit jeher vor allem im Gesamtkontext funktioniert (in seiner Gesamtheit übrigens ein großartiger Soundtrack für einen Liebesakt). Mir hat es am Ende leid getan, dass die Scheibe am Ende nur mit zwei Titeln vertreten war – dass es selbst für Coffee & TV nicht gereicht hat, war ein kleiner Schock.
An Leisure liebe ich insbesondere die Produktion. Coxons Spiel ist hier schon individuell ausgeprägt und sein Ton ist unfassbar charismatisch. Zudem zeigt Leisure bereits, welch ein fantastischer Bassist Alex James ist: Seine Läufe bringen unheimlich viel Farbe und Groove in die Songs, sind teilweise sogar regelrecht virtuos, dabei jedoch immer songdienlich und nie zum Selbstzweck verkommend (total großartig, wenn auch später: Girls & Boys!). Sein Spiel erinnert mich aus diesen Gründen unheimlich an das von – ja! – Paul McCartney. Die drei Singles sind für mich als Freund der Madchester-Idee ebenso wie Sing wunderbar, nur wird es darüber hinaus in Sachen Songwriting teilweise wirklich mau. Tatsächlich gehöre ich der Fraktion an, die behauptet, dass es dem Album gut getan hätte, einige Tracks durch die in meinen Ohren teilweise besseren B-Seiten auszutauschen.
Zum Spätwerk nach der Jahrtausendwende: Think Tank gibt mir abgesehen vom großartigen Out Of Time gar nichts. The Magic Whip ist toll, entfaltet seine Wirkung jedoch auf Albumdistanz und kaum über Einteltracks. Allerdings hat es mir um Lonesome Street, das ich zu gerne untergebracht hätte, wirklich leidgetan. Gleiches gilt für das zurückgenommene The Ballad Of Darren: Ein tolles, atmosphärisches Album mit hervorragendem Gesamtfluss, aus dem sich jedoch kein Einzeltrack hervorhebt.
PS: You’re So Great war nie in der engeren Auswahl – tolle Lyrics zwar und Coxon solo, aber musikalisch und atmosphärisch gefällt mir der Titel nicht und reiht sich damit in den Gesamteindruck des Albums ein.
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"Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)