Antwort auf: David Murray

#12352973  | PERMALINK

vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

Beiträge: 12,714

teresa brewer, softly i swing (1991)

hier konnte ich dann doch nicht widerstehen, denn wo kann man sonst mal david murray den lester young geben hören für eine sängerin. teresa brewer, einer der größten us-popstars der 50er (country, r&b und jazz), war bob thieles ehefrau, und hier erfüllt er ihr den wunsch, ein jazzballadenalbum aufzunehmen, vielleicht ein geburtstagsgeschenk zum 60. wie man sieht, ist die begleitband nicht von schlechten eltern, der sound ist auch super, überhaupt werden um 1990 herum ältere jazzsängerinnen ja wieder beliebter, also beste voraussetzungen.

brewers intonation ist perfekt, ein bisschen auf der mädchenhaften seite, selbstbewusst altmodisch. sie möchte an die gute alte zeit vor der britischen invasion erinnern, die lebenserfahrung ist dabei zweitrangig, die songs werden nicht neu interpretiert, die band ist nur zur begleitung da und darf sich nicht dehnen oder strecken. wenn das das ziel war: sehr gelungen. brewer und murray passen nicht gut zusammen, aber es macht ihm hörbar spaß, mit verzierungen, trillern, warmem ton ein paar perfekte solominiaturen abzugeben, kenny barron macht es ihm nach, und manchmal sind sie so gut („misty“, „don’t blame me“), dass man denkt, sie würden gerne noch 2 minuten dranhängen und im nächsten chorus etwas ausprobieren. aber es glitzert so ganz schön. ich denke dabei natürlich: warum gab es keinen auftritt von murray bei den alten kämpferinnen wie lincoln, lee, merrill. warum hat vor allem niemand daran gedacht, ihn mal mit jimmy scott zusammenzubringen, das wäre ein ganz anderer zugang zum sentimentalen fach. aber das ist ja müßig als gedankenspiel.

ich kannte teresa brewer vorher als eine der wenigen interpretinnen von alec wilders „goodbye john“. auf youtube finde ich sie vor allem in den country- und r&b-sachen gut, da ist die stimme angerauter, das selbstbewusstsein herausfordernder. aber ich denke, sie war immer eher ein all-american girl, etwas spießig, eine harte arbeiterin, der glamour nicht so wichtig war. sehr schön sind ihre auftritte in der muppet show, bei ihrem kurzen schaukel-auftritt mit sweetums musste ich gerade sehr lachen:

--