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Ich bin doch schneller unterwegs als gedacht … es ist eh zu heiss, um irgendwas anderes zu tun, als dazusitzen und Musik zu hören. Ich brauche einfach zwischen den Alben von 1988 jeweils eine Pause, das kann man echt nicht bingen. Oder vielleicht schon, das nächste Mal dann? Spirituals ist der Titel Runde 4 (ich gehe nach den Katalognummern) und das Album trägt nun wirklich einen halbwegs sprechenden Titel, denn los geht es im Rumpelrubato mit „Amazing Grace“, in der Mitte (7 Stücke hier, wie auf „Deep River“, die anderen drei Alben haben je 6) hören wir „Nobody Knows the Trouble I’ve Seen“ und an zweitletzter Stelle steht noch „Crucifixion“. Dazu kommen je zwei Stücke von Burrell („Dave Blue“ und der Closer „Abel’s Blissed Out Blues“) und Murray („Blues for My Sisters“, Barbara & Michelle gewidmet, Murray nehme ich an?) und „Sunlit On a Dark Afternoon“. Nach dem fabelhaften Bassklarinetten-Einstieg folgt Burrells Blues mit einem poppigen Gospel-Groove mit rollendem Klavier, fettem Backbeat, angedeutetem Stop-Time und klassischer Soul-Steigerung hinter Murray, der selbst einen irren Lauf hinlegt. Murrays Blues ist bis dahin vielleicht die klassischste Performance im Katalog? Bass-Intro, Drum-Rolls, Anpassung der Begleitung von Chorus zu Chorus deren Enden von Peterson auffällig markiert werden – und der Leader klingt hier für meine Ohren wirklich so oft wie nie zuvor nach Ben Webster. „Nobody Knows…“ hat @vorgarten sehr schön beschrieben – das ist wieder eine grossartige Band-Performance mit dem Riff im langen Intro, dem dichten Zusammenspiel, auch wenn nur gegroovt wird. Murrays zweites Original ist ein zartbitteres Duett mit Burrell (eins der Duo-Alben lag übrigens im selben Umschlag wie die Ted Daniels-CD oben – hatte schon wieder vergessen, dass ich bereits eins bestellt hatte ), in dessen Klaviersolo alles auseinanderzufliegen droht, bevor er die Kurve wieder kriegt. Nach dem wahnsinnig schönen letzten Spiritual ist der Closer dann wieder ein Blues – aber der gerät tatsächlich bald aus den Fugen mit Burrells Klavier, der die Drums mitreisst, die das Thema und damit den Einstieg von Murray wieder mit einem altmodischen Roll ankünden. Die Band setzt in der Mitte ab, Burrell spielt weiter und setzt den Auftakt für einen irren schnellen Teil, fast ein wenig nach Ragtime klingt. Stampfende Drums, ein schnaubendes Saxophon, angetrieben von einem Groove, der allmählich in eine Art jubilierenden Gospel morpht (der ein nach einem entfernten Cousin von „A Tisket, A Tasket“ klingt), während Murray in Zungen spricht, im Falsett, mit sich überschlagendem Ton und Multiphonics. Am Schluss sspeilt Peterson ein kurzes Solo-Outro. Irre!
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