Antwort auf: David Murray

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vorgarten

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serh schön, danke @friedrich ! ich hatte jetzt gar nicht erwartet, dass du dir das gesamte album anhörst, ich war speziell auf deinen eindruck von „intuitively“ gespannt, da sind die beiden ja sehr zusammen.

ich bin, als ich vor vielen jahren mal bei einem bochumer hip-frisör gelandet war, dort natürlich ausgerechnet an einen barbier geraten, der jazzschlagzeug gelernt hatte. dort durfte ich dann sogar steve coleman mitbringen und das wurde im laden aufgelegt. da haben deine leute offenbar ein besseres händchen für das, was in der situation gefragt ist.

david murray & milford graves, real deal (1991)

noch was aus 1991 und aus der ming-periode, und wieder was völlig anderes und alles andere als harmlos. die beiden hatten in den 80ern schon miteiannder gearbeitet, der großartige dokuemtarfilm SPEAKING IN TONGUES dokumentiert das kennenlernen und die gemeinsame praxis (mit tollen thesen von beiden, u.a. der von murray, dass afroamerikanische menschen deswegen so oft herzprobleme haben, weil die westafrikanischen drum-patterns aud 2 und 4 dem herzrhythmus entgegenlaufen, wenn ich mich richtig erinnere – „minderheitenstress“ war damals noch kein thema). jetzt, 1991, nutzt der gut etablierte saxofonist, der im jahr 10 plus x leaderalben aufnehmen kann, seine stellung, um einen veteranen einzuladen, der zu dieser zeit kaum mehr zum aufnehmen kommt.

graves, mit seinem ganzheitlichen spielkonzept, bringt tatsächlich eine ganze welt mit, auf der sich murray ein bisschen mitbewegt und die er manchmal auch ein wenig antreibt. das zusammenspiel ist wach und existenziell, murrays neue lust auf dramatik und entwicklung passt gut zu diesen polyrhythmischen angeboten – da wird nichts verpulvert, es mäandert nichts, kein faden geht verloren, alles setzt sich an seinen platz. es ist allein sonisch ein großes vergnügen zu hören, wie diese große apparatur von graves in schwingung kommt. eine erstbegegnung, und ich bin mal wieder einmal sehr beeindruckt.

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