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Wiederbegegnung mit Children aus anderer Perspektive – Der Opener „David – Mingus“ mit James Blood Ulmer, Lonnie Plaxico und Marvin „Smitty“ Smith bringt wirklich einen völlig neuen Ton. Eine Rhythmusgruppe, die so hart spielt, gab’s bei Murray bisher noch nie, dabei klingt das noch bei den grössten Verdichtungen ziemlich transparent, Smith wirkt auf mich ziemlich karg, egal wie irr seine Fills sind. Auch eine neue Präzision bringt Smith rein, eine Schärfe. Ein einheitliches Album ist das mit zwei längeren unterschiedlich besetzten Quartett-Tracks – der zweite ist „All the Things You Are“ mit Don Pullen am Klavier – und zwei Trio-Stücken nicht geworden. Interessant ist aber, dass hier Richtungen aufgezeigt werden, die es bisher nicht gab: Ulmer, die Zusammenarbeit mit Ulmer, mit einer jüngeren Generation von Rhythmikern … und Don Pullen von der Band von Mingus. Eigentlich finde ich es fast schon seltsam, dass Murray und Pullen nicht früher und vor allem öfter zusammengearbeitet haben … auch da kommt jedenfalls nochmal ein anderer Ton ins Spiel, als John Hicks ihn rein bringt. „Death“, das erste Trio mit Murray an der Bassklarinette, einem gestrichenen Bass-Solo und Besen-Drums, ist eine wirklich besondere Performance – die vielleicht auch den surrealen Mingus rüberholt, jedenfalls viel mehr ans Vorbild denken lässt als die Nummer mit Ulmer, finde ich. Wie ironisch „All the Things You Are“ wirklich ist, kann ich nicht beurteilen, aber ich hatte ja schon im Ulmer-Thread erwähnt, dass ich es durchaus auch einfach als ernstgemeinte Ballade hören kann – und sind wir ehrlich: Plaxicos Intonation ist in „Death“ auch nicht sicherer, dort passt es halt besser, während es hier zu Reibungen kommt. Pullen ist irre – und klar ist das dann nicht mehr klassisch oder so … aber um die Ironie beurteilen zu können, fehlt mir schlicht tiefere Kenntnis über Murray. Der Closer, wieder im Trio und jetzt am Tenorsax, ist dann nochmal klasse. Murray bleibt irgendwie am Boden, verzahnt sich mit Plaxico/Smith anstat sich über sie zu erheben – das ist toll.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #163: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records (Teil 2), 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba