Antwort auf: David Murray

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gypsy-tail-wind
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Wilber Force – ein Nebengeleise mit einem Trio, das später für meinen Ohren mit Thomas Borgmann nochmal deutlich besser funktionierte (z.B. „Boom Swing“ auf Konnex) … hier hab ich wirklich die CD von 1988, das Album – ein Live-Mitschnitt vom Februar 1983 in NYC – ist schon sehr lange da und ich hörte es immer gerne, ohne dass es je ein Favorit geworden wäre. Murray geht in dem Rahmen wieder sehr viel weiter in freie Gefilde, das atmet teilweise wieder (oder noch) den Loft-Geist, aber durch die sehr lockeren Drums von Charles wirkt es sehr frisch und selbst in den dichtesten Momenten luftig. Morris ist sehr schön aufgenommen, trocken und mit natürlichem Ton (was auf Black Saint nur so halb gut gelang bisher) – und er kriegt in dem Rahmen natürlich viel Platz, was ich toll finde, auch wenn es dem Flow nicht unbedingt zuträglich ist, wie @vorgarten schreibt. Dass der Geist von Rollins weht, empfinde ich übrigens auch so – und das hat tatsächlich mit dem Trio und seiner Funktionsweise zu tun, in der Murray teils anders agiert, statt Kürzel und Melodiefetzen zu reihen auch wirklich mal an Motiven dran bleibt und die fortspinnt. Die trockene Aufnahme ist mit Murray etwas ungnädiger als mit der Rhythmusgruppe, sein Ton glänzt nicht wie sonst – vielleicht kommt auch quasi durch den halbmatten Sound die Nähe zu Rollins mehr hervor? Am Deutlichste kommt das im „West Indian Folk Song“ zum Tragen. Fürs folgende „Afro-Amer. Ind“ greift Murray dann zur Bassklarinette, was er gern häufiger tun könnte. Für den Closer ist dann wieder am Tenor und das Trio groovt nochmal zusammen – irgendwie ist das alles recht verhalten, wirkt aber doch von der Haltung her sehr frei.

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