Antwort auf: David Murray

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friedrich

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@vorgarten
aki takase, david murray, blue monk (1991)
dieses duo-album, mit dem ich damals gar nichts anfangen konnte, das friedrich aber hier ausführlich gewürdigt hat, finde ich mittlerweile auch schwer in ordnung. wenn ich allerdings höre, wie sie murrays großartige „ballad for the black man“ interpretieren, bedaure ich ein wenig, warum sie vorher so viele alte kamellen auspacken. am ende ist mir das etwas zu gefällig, glaube ich, man könnte es aber auch freundlich nennen, weil sie schon sehr sensibel miteinander umgehen. aber die schroffheit von takase hat sich 1991 wohl zwischenzeitlich etwas abgemildert, und murray ist mit seinem großen ton sehr zufrieden und muss auch keine standards mehr um jeden preis dekonstruieren. und letztlich ist es eins von 15 (!) alben, an denen murray im jahr 1991 beteiligt war, und da konnte er andere facetten seines spiels eben woanders ausleben.

Danke!

Ich versuche ein Netz aus Worten zu knüpfen um die Musik greifen zu können. Aber vieles fällt doch immer wieder durch die Maschen. Ich kenne ja nur wenig von Murray und Takase und nähere mich daher dieser Musik anders als andere. Ob sie etwas gefällig geraten ist, ist da sicher auch eine Frage der Perspektive. In meinen Ohren ist dieses Album eine Dreiecksbeziehung von Takase, Murray und dem, was Du hier „olle Kamellen“ nennst. Und jeder Pol an den 3 Ecken muss einerseits charaktervoll und stark und andererseits unknüpfungsfähig und flexibel genug sein, damit in diesem Dreieck Spannung und Bewegung entstehen kann. Diese alten Standards sind es, dazu können Takase und Murray eine dynamische Beziehung aufbauen. Ballad Of The Blackman ist für mich hier am schwersten zu greifen, ich glaube, weil ich das „Original“ nicht kenne.

Musste anhand dieses Album und des Albums von Takase & Klatt über die Kunst der Cover-Version nachdenken. Wenn die gut ist, gibt es immer auch ein Spannungsverhältnis zwischen Song, Ur-Urheber und Interpret …

zuletzt geändert von friedrich

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)