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James Blood Ulmer with The Thing – Baby Talk: Live at Molde International Jazz Festival 2015 | Die Coda folgte Mitte der Zehnerjahre. Mit dem skandinavischen Powertrio The Thing (Mats Gustafsson, bari/ts; Ingebrigt Håker Flaten, b/elb; Paal Nilssen-Love, d) tauchte James Blood Ulmer im Festivalzirkus auf. Der Mitschnitt vom Auftritt beim Festival in Molde vom Sommer 2015 kam 2017 bei Trot heraus. Dreiunddreissigeinhalb Minuten kurz, vier Stücke aus dem Repertoire Ulmers: „Interview“ („Are You Glad to Be in America?“, „After Dark“), „High Yellow“ („Forbidden Blues“, „Birthright“, „In and Out“), „Baby Talk“ („No Wave“, „After Dark“, „In and Out“ und von The Thing auch schon für „She Knows…“ eingespielt) sowie „Proof“ („Cross Fire“) sind im kurzen Set zu hören. Dieses Quartett als eine Fortschreibung des Music Revelation Ensemble zu hören – aus dessen Repertoire auch alle Stücke ausser „High Yellow“ stammen – finde ich einen durchaus schlüssigen Gedanken. Ich hatte 2018 das Vergnügen in Willisau – war allerdings mangelhaft vorbereitet, was Ulmer anbelangt (und etwas ermüdet in Hinsicht auf The Thing) und nach einem phänomenalen Festival-Eröffnungsset von Lokalmatador Christoph Erb (mit Jim Baker und Frank Rosaly) hatten die Powerjazzer und Ulmer tatsächlich einen etwas schweren Stand. Die CD aus Mode lief viele Jahre nicht mehr, gefällt mir heute aber wieder so gut wie beim ersten Hören (vor dem Konzert in Willisau). Das ist alles eng verwoben, das Sax wie immer bei Gustafsson etwas zu laut (da könnten die Toningenieure generell mal etwas an den Reglern drehen – ich vermute, er spielt beim Soundcheck immer nur Mezzoforte und im Konzert dann jeweils mindestens Fortissimo), die Balance also ungewohnt, Ulmer verschwindet manchmal fast, aber mit dem pulsierenden Free-Groove von Håker Flaten und Nilsen-Love ist ein tolles Fundament da, in das hinein Ulmer seine offen Akkorde, Wah-Wah-Riffs und Melodiefetzen spielen kann, während Gustafsson darüber oft mit gequälten Sounds abhebt. vorgarten kriegt das wieder mal besser eingefangen – aber gefallen tut es auch mir ziemlich gut.
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Wenn ich an der Stelle zurück blicke, ist es völlig irre, was ich seit vorgestern alles gehört habe. Alles davon ist zumindest sehr hörenswert. Am tollsten neben „Revealing“ und den Phalanx-Alben auf DIW die ganze Serie von Alben des Music Revelation Ensemble mit seinen Wandlungen: dem irre guten Murray um 1990 herum, dann der Neuerfindung als Trio mit wechselnden Gästen … dass es kein Trio-Album gibt (nicht mal einen ganzen Track, oder?), bedaure ich ein wenig. So halb in die Bresche springen da „Live at Bayerischer Hof“ und „In and Out“, aber die gehen wieder in andere Richtungen, wie es auch beim ebenfalls superben „Are You Glad to Be in America?“ der Fall ist. Auch das Monstrum „Black Rock“ oder die Begegnung mit dem Streichquartett sind toll. Und das späte Solo-Album (ist das wirklich das einzige? musste erst Vernon Reid aufkreuzen, um die Idee umzusetzen?). Zu Ornette Coleman – Kontextualisierung von „Tales of Captain Black“ – biege ich dann bald mal ab … bleiben „Odyssey“ und die Nachfolge-Alben und das einzige, was ich vielleicht dann doch als leise Enttäuschung (auf hohem Niveau) einordnen würde, „Bad Blood in the City – The Piety Street Sessions“. Ein phantastischer Trip – und vor allem: ein beeindruckendes Werk – auf jeden Fall!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba