Antwort auf: james 'blood' ulmer

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gypsy-tail-wind
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James Blood Ulmer – In and Out | Zum Glück folgte 2009 noch ein Album, bei dem das ganze Beigemüse wegfällt und Ulmer (g, voc, fl) nur von Mark Peterson (elb, b) und Aubrey Dale (d) begleitet wird – aufgenommen ein letztes Mal für In+Out, im Klangstudio Leyh in der Nähe von Heidelberg am 15. und 16. August 2008. Sechzehn Jahre sind also schon vergangen seit Ulmers letztem Studio-Album. Bedauerlich! Zehn eigene Stücke gibt es hier und vom lockeren Swamp-Sound des Openers bis zur direkt folgenden, sehr dichten und zerklüfteten Hommage an Joe Henderson („A Thing for Joe“) durchmisst Ulmer sein ganzes Schaffen im Schnelldurchgang. Ulmer spielt hier auch ein tolles Flötensolo – und findet irgendwie tatsächlich nochmal einen neuen Sound, wie vorgarten schreibt. Im folgenden „Fat Mama“ kommen Free und Funk zusammen. Dann folgen drei ältere Stücke, das jazzige „Eviction“ vom ersten Album, das ich heute Morgen anhörte, das auch eine Zäsur markierte: das letzte auf DIW. Ulmer spielt lange mit klar umrissenen Ton, streut erst nach über zwei Minuten kleine Verfremdungen ein, die aber eher angedeutet als wirklich ausgespielt werden. Eine tolle funky Version von „Baby Talk“ folgt, dann „Maya“ („take me higha“ …), das ich irgendwie jedes Mal etwas albern finde. „My Woman“ ist dann soweit ich sehen kann das letzte neue Stück hier, gleich wieder mit Gesang, und wie in „Maya“ mit einem tollen Gitarrensound, bluesig, zupackend und trotz klarer Konturen sehr reich an Obertönen und Klangfarben. Die letzten drei Stücke, „High Yellow“, „I Believe in You“ und „Backbiter“, sind alle auf anderen Alben aus dem Dutzend Jahren davor zu hören – mit dem Odyssey-Trio, Solo oder auch mit dem MRE, wo „Back Biter“ in zwei Worten geschrieben wurde. Das Stück ist hier ein klassisch jazziger Closer – in der einmal mehr der phantastische Sound Ulmers zu hören ist. Um ein einzige Riff herum baut er die ganze Performance auf, eine kleine Call-and-Response-Figur reicht völlig aus. Jedenfalls ein sehr, sehr schöner Karriereabschluss, falls es dann dabei bleiben soll. (Eine Art Coda folgt ja gleich noch.)

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