Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › james 'blood' ulmer › Antwort auf: james 'blood' ulmer
Music Revelation Ensemble – Knights of Power | Das zweitletzte MRE-Album ist dann wieder eine Japan-Exklusivität. Neben Ulmer, Ali und Rochester sind hier Blythe und Bluiett auf je vier der acht Stücke (alle von Ulmer) zu hören – und ich glaube Blythe irgendwie durchlässiger, weniger satt als sonst, beweglicher irgendwie. Bluiett hingegen klingt grad beim ersten Auftritt tatsächlich sehr dicht (wie vorgarten schreibt), dichter als sonst … ich habe ihn gar nicht als übermässigen Power-Player abgespeichert, weiss aber sofort, was Du meinst @vorgarten, wenn ich seinen ersten Solo-Einstieg gegen Ende von „Convulsion“ höre … das ist irre! Und der Vergleich mit Gustafsson liegt da wirklich auf der Hand – The Thing ist ja auch der eine Rahmen, in dem ich Ulmer mal live gehört habe. Der Sound ist hier wieder anders, mich dünkt der Ornette-Einfluss sei inzwischen ziemlich verschüttet unter all den funky Grooves (in „The Elephant“ taucht er im Gitarrenthema vielleicht auf, drunter spielt Ali „A Love Supreme“ am Bass), die oft verschroben sind, aber nicht mehr mit diesen sprunghaften Singsang von Ornette daherkommen (ich frag mich eh gerade, ob ich „Groove“ jemals mit den Prime Time-Sachen im gleichen Satz erwähnten würde … vielleicht ein nächstes kleines Hörprojekt, „Dancing In Your Head“, „Body Meta“, „Of Human Feelings“, „In All Languages“, „Virgin Beauty“ und „Tone Dialing“ mal wieder zu hören – das sind alles Alben, die ich auch noch nie am Stück gehört habe). Das ist auf jeden Fall einmal mehr total faszinierend, dunkel getönt, auch weil Ulmers Gitarre bei allem Glanz, den sie hier hat (Eastside Sound, NYC, 15./16. April 1995, Lou Holtzman, Mix von Joe Ferla), doch immer aus grossen Tiefen heraus zu erklingen scheint. Er ist inzwischen eine Art Griot geworden, eine völlig eigene Stimme, die auch nach über 20 Jahren immer noch neue Wege erkundet und doch auch Kontinuität demonstriert. Es gibt hier wieder die langen, dicht verwobenen Trio-Groove-Passagen (die ich eben als Band/Gruppenmusik höre, nicht wie das Trio im Bayerischen Hof) – und Rochester ist längst über jeden Zweifel erhaben. War er vermutlich immer – der direkte Vergleich, der sich aufdrängt, ist halt manchmal bei solchen Hörmarathons auch ein kleiner Nachteil. Noch so ein direkter Vergleich, aber ohne Wertung: Auch weil der auf dem Vorgänger so phantastisch aufspielende Sam Rivers hier nicht mehr dabei ist, gerät das Trio selbst mehr in den Fokus – auch weil Bluiett (vor allem er) und Blythe sich oft ziemlich organisch einfügen. Und das ist durchaus erfreulich, denn bei so einer Reihe von Alben ist ja Abwechslung auch was Gutes. Die gibt es zwischen den Alben, aber hier auch zwischen den Tracks. Am Ende gibt es auch den obligaten Swing wieder – der aber in der Mitte aufgebrochen wird. Bluiett ist dabei und noch einmal klingt das dunkel, aber in vielen Facetten reich schimmernd. Schön.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba