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vorgarten
james blood ulmer blues experience, live at the bayerischer hof, in + out 1994, rec. 25.4.1994
ulmer (g & voc), amin ali (eb), aubrey dayle (dm)hier treffen sich endlich innovative aufnahmetechnik, das richtige material, eine effiziente band und etwas magie. laut ulmer das definitve album, was seine musik angeht, auch das definitive trio (ali ist wieder dabei), ich kann dem nicht widersprechen. ohne einen zweiten, ‚richtig gestimmten‘ gitarristen liegt das ganze spotlicht auf ulmers spiel, schon im ersten stück, in dem er vor allem rhtyhmusgitarre spielt, ist das atemberaubend: welcher ton da nur angerissen wird, welcher ausschwingt, welche idee da nur angedeutet, welche durchgearbeitet wird, in wie vielen farben das klingt. jeden song hier gibt es auch in anderen aufnahmen, aber wenn man die essenz und nicht den überschuss hören will, und manchmal gehört der überschuss zur essenz, dann ist man mit diesem album richtig. einschränkung meinerseits: das durchgeknallte der frühen sachen fehlt, die jugendliche energie, und von seinem jazzmaterial ist das nicht ganz weit weg, aber mir dann doch ein bisschen zu weit. aber klar, es sind die 90er und wir sind hier in münchen.
As far as I can recall this was my 21st recording and, to tell you the truth, I think it’s the best damn record I did up to that point because we were really making music that night. I was especially happy with the way I played. The vibes where right, the inspiration was there and it was just one of those rare nights where you can feel the electricity in the air, you are hot to play and you just sense that everything you go for you are going to achieve.
Das hol ich dann einfach mal so nach oben – meine erste Begegnung mit der Blues Experience (da guckt Hendrix dann halt doch vorbei, auch wenn Ulmer ja stets den Einfluss verneint und Wes Montgomery nennt). Kann ich alles nachvollziehen, das Gitarrenspiel ist stellenweise wirklich atemberaubend, gerade in der wirklich tollen, sehr transparenten, aber auch schön warmen Aufnahme. Aber mit dem Gesang tu ich mich hier zum ersten Mal etwas schwerer – dieses Zitter-Vibrato, das er manchmal einstreut (besonders in „Crying“) geht irgendwie gar nicht an mich, obwohl ich sonst die Stimme durchaus attraktiv finde. Von der Gitarre her finde ich das aber wirklich umwerfend. Die Stücke ohne Gesang sind phänomenal, auch wenn Aubrey (dem ich hier zum ersten Mal begegne – die CD lief schon mal, aber nur so nebenbei, was natürlich in diesem Fall echt nicht sinnvoll ist) mit den anderen Drummern auf Ulmers Alben nicht so ganz mithalten kann. Er macht sein Ding und zusammen mit Ali ergibt das schon ein sehr stimmiges Fundament – und das ist vielleicht noch eine Aussage, wie ich „Live at Bayerischer Hof“ höre: als ein Gitarren(+Gesangs)album mit einer sehr, sehr Rhythmusgruppe. Nicht als Gruppenmusik wie bei Phalanx oder dem Music Revelation Ensemble. Anders, aber auch sehr sehr gut. Eins meiner Highlights gerade ist sicherlich „Street Bride“. Die knapp sechs Minuten sind eine ganze Welt! Weil hier Blues gespielt wird, hält Ali den Slap-Bass sehr im Zaum, aber im langen Closer, den Ulmer mit Wah-Wah-Gitarre öffnet, wird es dann doch nochmal ziemlich funky – mit Gesang, der mir auch ganz gut passt, und mit einem langen, unbegleiteten Bass-Solo von Ali.
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