Antwort auf: james 'blood' ulmer

#12343035  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 69,355

Phalanx – In Touch | Drei Alben in drei Jahren plus ein Nachzügler (eine Aufnahme von 1986 mit dem Line-Up des ersten Albums), der wohl nur bei Gigs verkauft wurde. Nummer drei ist wieder mit Adams, Ulmer, Sirone und Rashied Ali aufgenommen worden, am 27. und 29. Februar 1988 im A & R Recording in NYC (Jim Anderson) und geht mit einem offenen Groove los, der erst recht beim Einstieg der vokalisierten Flöte von Murray (Ulmer spielt hier auch wieder etwas Flöte) wieder einen definitiven indischen Touch hat. Sehr moody, dieses Stück von Adams mit dem Titel „Keeping Still“. Sirone und Ali spielen eine zurückhaltende, aber sehr tolle Begleitung dazu. Und Ulmer ist überall zugleich, wie so oft. Im Intro des nächsten Stücks gibt’s dann Ulmer an der Flöte und Adams am Sopransax – dazu gestrichenen Kontrabass und einen tollen Beat von Ali. Dann ein paar Takte Schlagzeug und danach ist Ulmer an der Gitarre. Das klingt phasenweise nicht weit von der Musik von Miles Davis Mitte der Siebziger entfernt, dünkt mich, auch wenn es ganz anders funktioniert. vorgarten beschreibt, wie sich der Sound Ulmers hier verändert hat – vielleicht ist das auch der Grund, dass ich an Davis denken muss? Vielleicht ist es auch das Sopransax von Adams im zweiten Stück? Er und Sirone haben je zwei Stücke beigetragen, Ulmer ebenfalls – das ist also weiterhin ein explizit kollektives Konzept hier, das einmal mehr super funktioniert, aber mich nicht ganz so anspricht, wie „Original Phalanx“. Dennoch: es gibt wahnsinnig tolle Stimmungen hier, immer wieder – und eine gewisse Melancholie (vgl. vorgartens schon verlinkten Post) kann ich hier durchaus auch hören, nicht zuletzt in Adams‘ „Spanish Endeavors“ mit Sopransax und starkem Basssolo. Oder gleich im folgenden „Look and See“, wo Ulmer zunächst Flöte neben Adams‘ ruppigem Tenor spielt, dann aber schnell an die Gitarre wechselt. Sirone ist hier echt super – vielleicht meine grosse Entdeckung auf dem Album. Er ist ja auf einigen grandiosen Alben zu hören, nicht zuletzt mit einer von Cecil Taylors besten Gruppen (zu der auch Ronald Shannon Jackson gehörte), mit Noah Howard, Marion Brown oder natürlich mit dem Revolutionary Ensemble, aber irgendwie habe ich ihn bisher nie so richtig verfolgt.

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba