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James Blood Ulmer – Odyssey | Ich glaube hier bin ich grad einfach in erster Linie mal zutiefst fasziniert, dass das derselbe Ulmer ist, den ich heute Morgen auf so völlig anders gearteten Alben gehört habe. Die Stimme ist toll, die Gitarre richtig schön eingefangen, das Zusammenspielt mit Charles Burnham an der Violine und Warren Benbow am Schlagzeug klappt hervorragend, oft wirken die drei wie eins. vorgarten hat über mehr dazu geschrieben, auch ein Zitat von Ulmer, in dem dieser erklärt, dass er alle Saiten der Gitarre auf denselben Ton gestimmt hat. Ich brauche hier eine Weile, um reinzukommen (bin schon fast beim Closer angekommen, bis ich überhaupt was zu schreiben anfangen mag), das scheint jedenfalls eher eher an die alten Blueser oder an Rock mit Swamp-Faktor (Little Feat, The Band) anzuknüpfen als an die eigenen Alben … ich habe „Odyssey“ tatsächlich bis heute noch nie gehört und brauche vermutlich noch ein paar Anläufe, um das zu greifen. Das zugehörige Live-Album kenne ich nicht, ebensowenig das nachfolgende, bei dem Amin Ali die Gruppe zum Quartett macht. Weiter geht es mit einem Track von „Children“ von David Murray, den vorgarten treffend beschreibt:
ulmer & murray stacheln sich erstmal in einer art schnellem blues gegenseitig an, plaxico & smith sorgen für ungeheuren druck, die impulse werden sofort innerhalb der band umgewandelt, zusammen spielenn sie den staub aus den teppichen in david bakers trockenem aufnahmeraum.
Das ist in der Tat knochentrocken aufgenommen und Plaxico spielt auch den Bass total trocken. In der Mitte hebt Murray irgendwann ab, bricht ins Falsett aus, spielt eine Art Gospelsolo, während die Rhythmusgruppe phasenweise noch trockener dahinzustapfen scheint. Irgendwie hat das in seiner unfassbaren Reaktionsschnelligkeit auch etwas sehr Stoisches – das läuft und läuft und läuft, obwohl sich ständig Störfaktoren einmischen. Ulmer hat hier all seine Eigenwilligkeit zurück, die auf „Odyssey“ vor lauter Schönklang etwas in den Schatten gerät (sie ist da, aber nicht in your face) und klingt wirklich nahezu verstimmt, doch je länger die fast zwölf Minuten dauern, desto stimmiger wird alles.
Übrigens, wo die Flamingos grad im Briefkasten lagen: „Hand-painted photography by Ming Smith (Gambella, Ethiopia)“
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