Antwort auf: Enja Records

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Gabriele Mirabassi – Latakia Blend | Nicht mit Gitarre und Akkordeon sondern mit Tuba und Akkordeon spielt Klarinettist Gabriele Mirabassi hier zum Tanz auf. Gabriele Mirabassi (cl), Luciano Biondini (acc) und Michel Godard (tuba) nahmen das Album vom 1. bis 3. Februar 2002 im Studio La Buisonne in Pernes-les-Fontaines in Frankreich auf, produziert hat Matthias Winckelmann – das Enja-Intermezzo von Achim Hebgen ist wohl wieder vorbei. Rabih Abou-Khalil (zu dem komme ich dann in der Coda, jetzt mach ich erst mal den Endspurt fertig) hat lange Liner Notes geschrieben, in denen er eine Art Märchen erzählt mit drei Protagonisten namens Gabriele, Godardini und Biondinus, dabei weit ausholend und auf den Handel verweisend, der im Zeitalter der Umayyaden (7./8. Jh.) zwischen der im heutigen Syrien gelegenen Stadt Latakia und dem italienischen Perugia (der Heimatstadt Mirabassis) florierte, nicht unerwähnt lassend, dass Mirabassi Zigaretten raucht, in denen Latakia-Tabak steckt. Musikalisch ist das für meine Ohren ein wunderbares Album, vielleicht etwas zupackender und weniger meloman als die Alben, die Mirabassi für Egea gemacht hat (ich kenne davon ein halbes Dutzend, aber zugegeben keins nach „Canto di Ebano di Gabriele Mirabassi“, das 2006 aufgenommen worden ist). Das Akkordeon funktioniert als eine Art Kitt zwischen der eleganten Klarinette und der Tuba, die oft ebenfalls Linien spielt, nicht bloss repetitive Begleitungsmotive. Das Material ist ein recht bunter Mix, der sich auch vor Billy Strayhorn („Isfahan“) verneigt, aber mehrheitlich von Mirabassi komponiert wurde. Von Godard ist eine „Passacaille“ zu hören, von Mirabassis Kollegen Pixinguinha ein Stück, zudem das Traditional „Gorizia“, vom Leader arrangiert. Das alles bewegt sich zwischen Jazz und Folk, guckt kurz in Brasilien vorbei oder bei der alten Musik, wirkt aber sehr geschlossen und stimmig.

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