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Michel Godard – Castel del Monte II: Pietre di luce | Vom 18. bis 21. April 2001 war Michel Godard zurück im Castel del Monte in Apulien, erneut zusammen mit Achim Hebgen vom SWR. Doch dieses Mal war nicht nur die SWR-Jazzredaktion sondern auch die SWR-Redaktion „Alte Musik“ involviert. Schon im Opener, dem „Princess Song“ von Godard, zeigt sich das: eine Laute, eine Fidel („vieille“) und eine Blockflöte sind zu hören, nebst einem Vokalensemble. Die Band ist ansonsten wieder ähnlich besetzt, aber mit anderen Leuten: Godard spielt wie üblich Tuba und Serpent, Sängerin Linda Bsiri ist erneut dabei, Klarinette und Percussion übernehmen jetzt Gabriele Mirabassi (zu dem komme ich gleich auch noch) und Marie Ange Petit, statt dem Kontrabass gibt es das Cello von Vincent Courtois. Die Instrumentalisten auf den alten Instrumenten gehören zum Ensemble Calixtinus, geleitet von Gianni De Gennaro (Stimme und Fidel). Zu acht sind sie, Massimo La Zazzera spielt nur Blockflöten, Nicola Nesta, der Lautenist, singt auch, wie die anderen fünf Mitglieder des Ensembles (es gibt hohe Tenöre und Alti, keine Frauenstimme ausser Bsiri). Aufgenommen wurde in kühlen Aprilnächten, nachdem Instrumente ordentlich aufgewärmt waren, im Raum Friedrich des II. Wie beim ersten Album ist zu hören, wie die Klänge die Mauern hochsteigen, es herrscht eine wunderschöne Atmosphäre – und Musik, die mir seitdem ich vor inzwischen fast eineinhalb Jahrzehnten damit angefangen habe, klassische (auch alte) Musik zu erkunden, viel näher geworden ist, als dass sie es 2002 war, als die CD erschien und ich sie – auf Basis meiner Wertschätzung für das erste Album – schnell kaufte. Mit dem Chor – das liegt nahe – gibt es auch hier wieder sakrale Musik („Psalmodia Serpent“, ein „Magnificat“, eine „Cantiga de Santa Maria“, eine „Psalmodia Clarinet“ und ein „Kyrie“) neben neuen Liedern von Godard und Bsiri („Pietre di luce“, „Penthés(il)ée“, „Il manto Porpora“). „Tintinabulum“ von Godard/Petit spielt wohl Arvo Pärt an. Es gibt keine eigentlichen Liner Notes, die Hinweise geben würden, Godards kurzer Text schliesst mit folgenden Worten: „To live the unique experience of a creation of which everybody possesses a secret piece which will be revealed. Not all is written. Music.“ – Den mittleren der drei Sätze darf man wohl wörtlich auf die CD übertragen, es gibt zwischendurch sehr spontan wirkende und auch eindeutig frei improvisierte Passagen. Ich finde das Album beim mehrmaligen Wiederhöen dieser Tage enorm faszinierend – Voraussetzung dafür ist, keine Angst vor Crossover-Projekten zu haben und auch Neugierde für alte Musik (der Chorgesang hielt mich früher eher vom Genuss ab) mitzubringen. Was hier an Klangfarben zu hören ist, finde ich wirklich faszinierend und enorm facettenreich.
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