Antwort auf: Enja Records

#12341501  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 67,735

Michel Godard – Castel del Monte: D’ali e d’oro | Das Castel del Monte wurde im 13. Jahrhundert von Friedrich II. in Apulien errichtet. Wozu ist bis heute wohl nicht geklärt: Es diente nicht der Jagd, es gibt keine Küche, um Empfänge zu veranstalten, keine Befestigungsanlagen … dafür gibt es eine perfekte oktagonale Struktur mit acht Türmen in den Ecken, die wiederum von vielen Unregelmässigkeiten und Abweichungen von perfekter Symmetrie durchbrochen wird. Michel Godard besuchte den Ort im September 1997 mit Achim Hebgen, der hier mit dem Tubisten zusammen als Produzent agierte. Pino Minafra öffnete wie so oft die Türen und er schreibt im Booklet wiederum: „For a long time I wanted to give ’sound‘ to one of the most mysterious places of my region: Castel del Monte where silence and mystery have reigned for centuries.“ Vor Ort zeigte sich: „As envisioned the acoustics were superb“ (Godard). Die Aufnahme fanden zumeist im Hof unter freiem Himmel statt, vom 15. bis 17. September 1997, als es schon recht kühl war und der Wind berücksichtigt oder miteinbezogen werden musste. Erschienen ist „Castel del Monte“ erst im Jahr 2000. Sechzehn Stücke für acht Musiker*innen hat Godard komponiert, arrangiert oder ausgewählt, darunter auch Traditionals und ein paar Stücke von Mitmusiker*innen. Natürlich sind es insgesamt acht, die aber die alle zusammen zu hören sind. Es gibt ein Solo von Lucilla Galeazzzi (Gesang), Duos von Linda Bsiri (Gesang und Tromba Marina) und Jean-Louis Matinier (Akkordeon), Michel Godard (Tuba, Serpent) und Pierre Favre (Schlagzeug und Percussion), Pino Minafra (Trompete) und Godard, Bsiri und Galeazzi, ein Tri omit Gianluigi Trovesi (Altsax, Klarinette, Bassklarinette), Matinier und Godard, dazu Quartette, Quintette, und je einmal ein Sextett und in der öffnenden Ciaconna (Godard) ein Septett – da ist dann auch Renaud Garcia-Fons am Kontrabass zu hören. Das ganze hat einen tollen Flow, es gibt Folkloristisches und Tänzerisches („La Muntanella“, Trovesis „C’era una strega, c’era una fata“, Geleazzis Tarantella „Ah! Vita bella“), Sakrales oder an sakrale Formen angelehntes (Bsiri/Minafras „Preghiera“, ein Magnificat), und sehr freie Stücke. In Galeazzis „Una serenata“ wird eine Art Bolero-Groove aufgebaut, über dem Matinier sein Akkordeon orientalisch klingen lässt und Garcia-Fons im Flageolett in irre hohe Lagen vorstösst.

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #156 – 29.10.2024 – 22:00 / #157 – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba