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Bänz Oester & The Rainmakers – Gratitude | Auf dritten Album gibt es eine Änderung in der Besetzung: Javier Vercher aus Madrid übernimmt den Posten am Saxophon. Damit fliegen die Schweizer Traditionals mehrheitlich raus, jedenfalls sucht man sie vergeblich auf dem Album, das von diversen Live-Mitschnitten aus dem April und November 2022 stammt („Bejazz Club“ in Bern, „Bau 4“ in Altbüron, „Jazz in Bess“ in Lugano, „AMR“ in Genf). Kollege Malcolm Braff hat die Liner Notes beigesteuert (BraffOesterRohrer mit Drummer Samuel Rohrer war in der ersten Hälfte der Nullerjahre eine der tollsten Jazzbands im Land) und schreibt ein paar treffende Zeilen: „The Rainmakers‘ music […] features of course individual virtuosity and creativity (the four members of the quartet are all master improvisers and phenomenally expressive), but it is also about the quest for freedom, the rebellion against systems of control and oppression in general, as well as the need for transcendence and humanity. Through their collective interplay, the musicians tirelessly reaffirm their spiritual aspirations and their need to free themselves from all forms of constraint. They so perpetuate a tradition that relatively few bands claim today (except perhaps in South Africa, and in this respect the presence of Afrika Mkhize and Ayanda Sikade in the quartet is undoubtedly decisive).“ Es gibt hier sechs lange Stücke (8 bis 16 Minuten), in denen all das, was Braff anspricht, zu erfahren ist. Höhenflüge aller vier, als Band aber nicht virtuoses Interplay sondern hymnisches, mitreissendes, ja transzendierendes Zusammenspiel, das auch in den Soli oft präsent bleibt, weil auch der Bass des Leaders und die Drums von Sikade eine so starke Präsenz haben. Klar – das schreibt Braff auch – denkt man da öfter mal an Coltranes klassisches Quartett, aber auch an den frühen Spiritual Jazz, der hier ebensosehr gechannelt wird. Los geht es mit „Jaipur“ vom westschweizer Saxophonisten (und Neffen Donald Byrds) Cyrille Bugnon, dann folgt „Doina / My Love for You“, ein Traditional aus Rumänien, das in eine Komposition von Sikde übergeht. „Blue Heron“ ist Verchers Beitrag, gefolgt von Oesters „Transformation“ (mit besonders starkem Vercher), und Sikades „Gaba“ (eine Ballade), bevor „Ode to Keith“ von Mkhize den Abschluss macht (den Widmungsträger der Groove-Nummer kann man schon im kurzen Piano-Intro erahnen). Nach meinen Live-Erlebnissen (beide mit Vercher, das eine mit Florian Favre am Klavier, weil Mkhize kein Visum organisieren konnte) finde ich dieses Album deutlich ansprechender und mitreissender als das Konzert aus Willisau (das ich davor schon kannte, ebenso wie das erste Album der Gruppe auf Unit Records).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba