Antwort auf: Enja Records

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Michel Godard / Dave Bargeron – TubaTubaTu | Begegnet sind sich die beiden tanzenden Elefanten bei den Aufnahmen zu „Cactus of Knowledge“ von Rabih Abou-Khalil, mit dem Godard oft spielt. Auch beim einen Mal vor ca. 18 Jahren, als ich die Band live sah, Biondini war dabei, den ich auch beim einen Konzert der George Gruntz Concert Jazz Band erlebte (in der Liste am Schluss fehlt: „Bestes griechisches Profil: Luciano Biondini“), wo er ein gemeinsames Feature mit Dave Bargeron (btb) hatte – den tanzenden Elefanten an der Tuba gab damals noch Howard Johnson – schöne Erinnerungen! Auch das hier ist natürlich Party-Musik, es gibt Bebop und Jazz-Klassiker und es gibt europäische Tänze aller Art – auch welche, die nach Südamerika ausgewandert sind, wie den „Choro Loco“, in dem Biondini am Akkordeon besonders glänzen darf (es ist auch sein kompositorischer Beitrag hier). Das Material stammt wechselweise von den beiden Leadern, nur „Sweet Georgia Brown“ wird als „trad.“ angegeben – solche Fehler bezüglich Komponisten gibt es bei Enja irritierenderweise ja immer mal wieder. Zur „Chiacona“ („Chiancona“, noch ein irritierender Fehler) gibt es noch das dreiminütige „Ciacona Intro“, das wohl von Biondini improvisiert wurde. Auch der „Passamezzo“ ist eine hier wiederbelebte Tanz-Form aus der Renaissance. Bargeron kontert mit dem „G-Dance“. Auf „Old Town“ spielt er Sackbutt, den Vorgänger der Posaune, während Godard natürlich den Serpent dabei hat, seinerseits Vorgänger der Tuba („Murmure“). Ein paar Male sind die beiden auch im Duo zu hören. „Sweet Georgia Brown“ ist eine Hommage an Slam Stewart, der bei seinen Bass-Soli stets mitbrummte – Bargeron tut das auch, summt in die Tuba hinein beim Spielen. Massgeblich am Erfolg des Albums beteiligt ist Kenwood Dennard, der an dern Drums alles drauf hat, was hier gefragt ist, Tanzgrooves vom späten Mittelalter bis zum New Orleans-Funk („Owww“).

Das erste Album der beiden (mit Joe Barbato statt Biondini) entstand 2001 im Loft in Köln in Zusammenarbeit mit dem WDR … ich habe nur dieses zweite und auch erst seit gestern – bei einer Discogs-Bestellung bei einem Schweizer Anbieter mitgenommen, und schon beim ersten Hören viel Freude daran. Aufgenommen wurde das Album in den Topaz Studios in Köln am 7. und 8. Mai sowie 1. Juli 2003, produziert hat Werner Aldinger für Enja Weber. Von Godard hat sich mit den Jahren einiges hier angesammelt (zu den „Castel del Monte“-Alben komme ich später vielleicht noch, die erschienen natürlich bei Winckelmann, womit hier gleich noch ein Musiker it, der auf beiden Zweigen aktiv war), vor allem aus den Grenzregionen zwischen Alter Musik und Improvisation – das hier ist nochmal eine ganz andere Facette … von der ich zwar wusste, aber sie nie gehört hatte.

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