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Franco Ambrosetti – Cycladic Moods | Das Allbum lag schon eine ganze Weile auf dem Geri Allen-Stapel, läuft jetzt zum allerersten Mal. Aufgenommen hat es Martin Pearson im Hard Studio in Winterthur am 28. Juni 2911, mit dabei sind neben dem Leader (t, flh) und seinem Sohn Gianluca (ss, carbophone – das Ding ist im Booklet zu sehen) auch der Schweizer Bassist Heiri Känzig (b) sowie drei Amerikaner*innen: Abraham Burton (ts), Geri Allen (p) und Nasheet Waits (d). Eine ziemlich schwergewichtige Band also, in die sich die Ambrosettis ganz gut einfügen – beide klingen fokussiert und kommen mit der Wucht der Rhythmusgruppe gut zurecht (bei Känzig bestehen da eh keine Zweifel). „Instant Correlation“ heisst der Opener aus der Feder des Leaders, gefolgt von seiner vierteiligen „Cycladic Suite“ mit den Sätzen „Mystic Dawn“, „Agean Waves“, „Seven Bofors“ und „Where the Sun Never Sets“. Danach folgen vier weitere Stücke: „In Real Time“ von Geri Allen, „Mirobop“ von Miroslav Vitous (mit über 21 Minuten das mit Abstn längste Stück hier, die Suite dauert nur um die 17 Minuten), „Blues for My Friends“ von Gianluca Ambrosetti (hier kommt das carbophone zum Einsatz, es klingt ein wenig wie ein Tenorsax mit Varitone-Zusatz, aber mit etwas dumpfen, wenig dynamischen Fagott-Timbre) und als Closer das wunderschöne „Peace“ von Horace Silver als kurzes Duo (Flügelhorn nehme ich an) mit Geri Allen. Allen kriegt überhaupt erfreulich viel Raum hier und gefällt mir sehr gut, ihr Spiel klingt auch in der Begleitung sehr frisch und offen. Die ganze Rhythmusgruppe ist super, Waits mit sich ständig verschiebenden, rollenden Beats, Känzig mit seinem wendigen, federnden und doch total geerdeten Bass. Burton finde ich als hired gun nicht immer überzeugend, er klingt manchmal schon arg nach Coltrane, aber sein Auftritt strahlt doch eine recht grosse Souveränität aus.
Franco Ambrosetti – After The Rain | Das Album von 2015, aufgenommen vom 31. Mai bis zum 2. Juni 2014 in den Powerplay Studios in Maur in der Nähe von Zürich, hat @vorgarten vor einer Weile schon beschrieben:
vorgartenMOVIES ist das ambrosetti-album, das filtgen vorstellt, AFTER THE RAIN ging wohl eher unter, aber ambrosetti bleibt so oder so für mich ein rätsel – die all star bands, die feuilletonistischen konzepte (hier geht es um den einfluss von john coltrane auf musiker seiner generation – es gibt auch zwei coltrane-kompositionen, die originalkompositionen aber könnte von ihm kaum weiter weg sein), die relativ glanzlose eigene stimme… ich hab das hier blind gehört, wusste nur, dass es ein ambrosetti-album ist. osby hab ich erkannt, bei carrington hatte ich eine leise vermutung, der pianist gefiel mir ausgesprochen gut (überhaupt das pianotrio im kern ist hier das, was spaß macht), aber ambrosetti selbst kam mir fast schludrig vor, und noch schlimmer fand ich das sopransax, der permanent den höhepunkt sucht, aber es weder technisch noch emotional hinbekommt – das ist dann wohl ein sohn? einen teil davon kann man wohl „charmant“ nennen, einen anderen wirklich hochklassig – aber die ressourcen muss man erstmal haben, um das zusammenzubringen…
Auch das höre ich gerade zum ersten Mal – es war bei mir vor fast zwei Jahren mal ein „Beifang“ bei einer Discogs-Bestellung. Die Besetzung ist wieder luxuriös, dieses Mal kommt auch der Bassist aus den USA, dafür der Pianist aus Europa: Franco Ambrosetti (flh), Gianluca Ambrosetti (ss), Greg Osby (as), Dado Moroni (p), Buster Williams (b), Terri Lyne Carrington (d). Die Band funktioniert komplett anders – und packt mich sehr viel weniger. Das hat weniger mit dem Wechsel am Klavier zu tun als mit der Funktionsweise der Rhythmusgruppe. Williams und Carrington wirken viel statischer und sehr viel konventioneller. Dass Osby und Moroni ganz gute Soli beitragen (und durchaus auch Williams, gleich im Opener), nützt da irgendwie nicht so viel, das funktioniert einfach nicht recht. Den Sohn finde ich hier auch schwächer, der Vater wirkt manchmal tatsächlich ein wenig desinteressiert, das Konzept ziemlich beliebig umgesetzt – und so zieht sich die Stunde ziemlich in die Länge.
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