Antwort auf: Enja Records

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gypsy-tail-wind
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Stephen Scott – Vision Quest | Der Posterboy kriegt ein Flipcover … und nimmt nach für Alben (inkl. „Parker’s Mood“) für Verve sein sechstes und wie es scheint bis heute letztes Album für Enja auf (das hier ist wohl aktuell sein Gig), im Trio mit Ron Carter und Victor Lewis sowie den Congas usw. von Steve Kroon, der schon dem verspielten Opener „Like a Child at Play“ (von der zweijährigen Nichte inspiriert) einen Latin-Touch verleiht. Mit Irving Berlins „Cheek to Cheek“, Wayne Shorters „Virgo“, „‚Round Midnight“, „Where Is the Love“ (Flack/Hathaway, komponiert von Ralph MacDonald/William Salter – im Booklet hier steht „Slater“) sind unterschiedlichste Klassiker zu hören, dazwischen drei Interludes und neben dem Opener am Ende des Albums noch drei ausgewachsene Tunes von Scott. Im ersten, „Yum“, wechselt Scott an Keyboards, ich glaube zwei, eins mit etwas seltsamem, dünnem Sound und daneben für die Begleitung dann noch ein weiteres, das altmodischer klingt, wie ein Rhodes oder ein Wurlitzer? Am Ende soliert er dann doch wieder am Piano, begleitet sich aber weiter am einen Keyboard. Das zweite, „A Work in Progress“ beginnt über einen kubanisch anmutenden Bass-Groove und entwickelt sich zu einem sehr tollen Jam. In „Da’at“ kommt dann eine synthetische Orgel zum Einsatz, die eine Art Reggae-Beat unters Piano legt. Abgesehen davon, dass ich die Keyboards gegen Ende eher nicht gebraucht hàtte, ist das alles kurzweilig, oft ziemlich zupackend aber mit einem schönen weichen Klaviersound gespielt, mit perlenden Läufen dazwischen, die auch mal den Einfluss von Wynton Kelly zu verraten scheinen. Das hat alles einen echt schönen Touch, Lewis‘ recht hoch gestimmte Drums tragen zur gefühlten Leichtigkeit bei, Carters Bass ist der Gegenpol, sehr beweglich aber meist in der Tiefe bleibend. Scott findet eigene Voicings für „Round Midnight“, wirkt oft zugleich tänzerisch leicht aber auch tief in der Musik vergraben und damit ziemlich heavy. Aufgenommen wurde das Album von Joe Marciano am 4. März 1998 im Systems Two in Brooklyn. In den Verdankungen lesen wir nicht nur die Namen von Lucille und Sonny Rollins und dessen Band (Lewis Nash, Bob Cranshaw, Clifton Anderson), Sathima Bea Benjamin (Scott hat mit ihr aufgenommen, aber nicht für Enja), sondern auch die von Terell Stafford (s.o. Victor Lewis) und auch die der Pianisten Gil Coggins und Brooks Kerr.

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