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Glenn Ferris Trio – Refugees | Nach Marty Cook und Ray Anderson und vor Josh Roseman, Nils Wogram ist Glenn Ferris (Don Ellis, Frank Zappa, George Duke, Billy Cobham, Mal Waldron, Steve Lacy, Henri Texier, Brotherhood of Breath usw. usf.) der wichtigste Posaunist bei Enja – in Anzahl Alben gemessen vielleicht überhaupt der wichtigste (er ist auch auf einer ganzen Reihe von Alben des Schweizer Trompeters Peter Schärli dabei … kenn ich überhaupt nicht). Dass bei mir „Refugees“ steht, ist eher ein Zufall, ein halbwegs gezielter Beifang bei Enja-Bestellung. Nach „Flesh and Stone“ (1994) und „Face Lift“ (1996) ist es das dritte im Trio mit Vincent Segal (vc) und Bruno Rousselet (b), aufgenommen vor geladenem Publikum am 27. April 1997 im Centre Culturel La Clef in Paris (produziert von Ferris und Aldinger, beim Weber-Zweig erschienen). Es einen bekannten Standard („My Heart Stood Still“), ein weniger bekanntes Ellington-Stück („Reflections in D“) und ein äusserst charmantes von Aznavour („Qui?“, erinnert in den Changes etwas an „Autumn Leaves“) sowie fünf Ferris-Kompositionen, Ferris hat auch alles arrangiert. Zum Titelstück und der Hommage „Lawrence Brown – Master of Sound“ hat Ferris auch Lyrics geschrieben, die im Booklet neben knappen Kommentaren zu den Stücken abgedruckt sind. Ferris ist ein beeindruckender Musiker, der sein Instrument wirklich beherrscht – vielleicht kann man ihn von heute aus irgendwo zwischen Mangelsdorff und Wogram verorten? Das aber unfair, denn er seht wirklich auf seinen eigenen Beinen und macht sein Ding, mit schönem rundem Ton, gelegentlichen Multiphonics usw. Für Abwechslung ist insofern gesorgt, als dass die beiden Streicher auch mal ihre Bögen hervorholen, zum Beispiel im Intro des echt schönen Ellington-Stückes. Und auch Grooves muss man nicht vermissen – etwa das Titelstück, in dem das Cello und der Bass gegenläufige Rhythmen zu spielen scheinen. Klanglich ist das Trio schon super, die Posaune fügt sich oft nahtlos in die Begleitung ein, wenn das Cello oder der Bass übernimmt, das verwebt sich sehr schön. Aber auf Dauer ist es doch ein wenig eintönig.
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