Antwort auf: David Murray

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vorgarten

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i want to talk about you (1986)

das zweite quartett-album mit hicks, live aufgenommen im charlie’s tap in boston, mit dem neuen drummer aus den bigband-aufnahmen, ralph peterson jr., der ab und zu schon zum hiphop hinüberlehnt. ray drummond am bass vervollständigt diese hervorragend eingespielte band, was sofort zu hören ist: eine working unit, beiläufig on the road zu fassen bekommen, und aus der diversität des materials ein album zusammengeschustert, das für sich keinen sinn macht, aber einen guten eindruck gibt. im zentrum zwei lange balladen, u.a. der titelgebende standard, an dem man murrays neuen schmelz-ton studieren kann, der tatsächlich, wie bei gonsalves, nicht feucht und gehaucht ist sondern mit trockenen vibrati arbeitet. im kontrast dazu zwei gassenhauer (ein schneller blues, wieder der „morning song“) und ein interessanter coltrane-vamp (ca. 1961), zu dem murray über die bassklarinette einen dolphy-zugang findet. hicks spielt aufwendig, nicht mehr out (wie noch mit sanders 1980), peterson hält sich etwas zu sehr zurück, finde ich, sie entwickeln etwas mittiges, verbindliches. könnte im prinzip auch von einer heutigen band so aufgenommen werden.

interessant auf jeden fall zu dieser zeit die cover-motive von ming smith, die der musik etwas geheimnisvolles und auratisches geben. so ist die musik eigentlich nicht gemeint, aber ich finde das sehr reizvoll, zumal es ja oft, so wie hier, auch noch selbstporträts sind. man denkt deshalb eher über stimmungen nach als über das musikalische handwerk oder die einzelnen beteiligten musiker (was in der ego-zeit der späten 80er ungewöhnlich genug ist).

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