Antwort auf: Umfrage: Die 20 besten Tracks von Tocotronic

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jackofh

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Wie immer als Letzter eine Minute vor Abgabeschluss hat @magicdoor seine Liste präsentiert. Und wie (fast) immer ist sie eine ganz spezielle: Das Frühwerk fehlt hier gänzlich, dafür gibt es noch einmal acht neue Tracks und es sind gleich vier Tracks des bisher sträflich vernachlässigten Albums „Wie wir leben wollen“ am Start. Mit „Höllenfahrt am Nachmittag“, „Warm und grau“ und „Abschaffen“ gibt es daraus drei Premieren.

Jens Balzer: Auf ihrem zehnten Album, das im Januar 2013 erschien, befassen sich Tocotronic mit den Vorzügen und den Problemen der Unsterblichkeit. Das leitende Thema der siebzehn neuen Songs ist der Tod, darum trägt das Langspielwerk auch den Titel Wie wir leben wollen. (…) [Es handelt] von dem, was das Sterben und Leben miteinander verbindet und den Tod mit der Geburt. Es geht um Wiederauferstehung, Reinkarnation, um die utopische Hoffnung der Überwindung der Sterblichkeit und der Welt und die darin enthaltene Fantasie, bis in alle Ewigkeit immer wieder jemand anders sein zu können: eine Zukunft voller Möglichkeiten, die keine Begrenzung mehr kennt; eine unbeschränkte Vielzahl von Versionen des eigenen Lebens, zwischen denen man sich, weil die Zeit nicht mehr drängt, niemals entscheiden muss. „Ich bin in meinem Körper / Auch nur ein Eindringling“, heißt es in dem Titelstück Wie wir leben wollen. „Er hat keinen Inhalt / Er ist eine hohle Form.“ (…) Wie wir leben wollen wurde zu wesentlichen Teilen mit analogen Gerätschaften eingespielt, zum Beispiel mit einer Vierspurmaschine und einem Deutsche-Grammophon-Mischpult aus den Fünfzigerjahren. Das Schlagzeug wurde (…) auf einer einzelnen Spur aufgenommen und erklingt mithin in Mono. Und Rick McPhail verhallte seine Gitarrenklänge nicht mit einem konventionellen Effektgerät, sondern mit einer Hallplatte – einem ebenfalls in den Fünfzigerjahren von einer deutschen Firma entwickelten Instrument. (…) [Seine Gitarre] klingt nun auf einmal weich und wuschig. Seine Störgeräusche bohren sich nicht splittrig scharf in die Ohren, eher krabbeln sie wie pelzige kleine Raupen kichernd und kitzlig in die Gehörgänge und kribbeln dann bis zum Verklingen des letzten Tons in der Hirngegend herum. Jan Müller hat seinen Bass mit geschliffenen Saiten bezogen und spielt darauf mit einem Plektrum aus Filz, so brummt das Instrument auf dieser Platte so warm, dass man es kaum noch zu hören vermag, und Arne Zank trommelt schon fast im Stile einer Operette.

Das lasse ich jetzt einfach einmal so stehen. Als besten Tocotronic-Track hat Magicdoor „Die Unendlichkeit“ gewählt, laut Band „ein kosmisches Stück Musik, ein Zeitsprung an den Rand des Universums und von dort aus zurück in die Kindheit.“ Weitere Premieren in der Liste: „Ein leiser Hauch von Terror“, „Stürmt das Schloss“ und „Gesang des Tyrannen“ von „Schall und Wahn“. Unerwartet gibt es zudem die ersten (und einzigen) Punkte für „Sag alles ab“ von „Kapitulation“, das von Lowtzow gerne mit dem Bartleby-Zitat „I would prefer not to“ bei Konzerten ansagt. Am Ende der Umfrage übergebe ich deshalb erneut der Band das Wort:

Tocotronic: „Sag alles ab / wirf alles weg / halte die Maschine an / und frag nicht nach dem Zweck.“ Diese Zauberformel im Punkgewand als Variation der Kapitulationsthematik kam in zwei Minuten ziemlich schnell zur Sache und während der Corona-Krise im Frühjahr 2020 als Hashtag zu neuen Ehren, eine Bedeutung, die freilich nicht intendiert gewesen war.

Auswertung folgt …

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