Antwort auf: Enja Records

#12317579  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
Moderator
Biomasse

Registriert seit: 25.01.2010

Beiträge: 67,736

Bennie Wallace with The Blues Ensemble of Biloxi & The Wings of Song – Sweeping Through the City | Mit seinem letzten Enja-Album vor einer längeren Pause ist Wallace beim bunten Eklektizismus angekommen, den er auf den zwei direkt darauf folgenden Blue Note-Alben weiterentwickeln sollte. Das „Blues Ensemble of Biloxi“ gibt es vermutlich nur hier, beim Gospelchor Wings of Song vermute ich ähnliches. Auf fünf Stücken ist die Band für sich zu hören und besteht neben dem Leader und dem Cover genannten Ray Anderson (tb) und John Scofield (g) auch aus Mike Richmond (b) und Tom Whaley (d). Mit „Eight Page Bible“, einem typischen Wallace-Tune und -Feature, geht es los, dann folgt „On Radio 5“, in dem Anderson das erste Solo kriegt – Scofield und er sind auch auf den beiden folgenden Blue Note-Alben dabei, auf denen Dr. John den Platz am Klavier einnimmt und Gäste wie Stevie Ray Vaughan und Howard „Pretty“ Purdie auftauchen. Wallace hat alle Stücke auf „Sweeping Through the City“ selbst komponiert, in „Trouble an Woe“ sind erstmals die drei Sängerinnen und der Sänger von Wings of Song dabei: Maybelle Porter, Cora Hill, Frances Johnson und Pat Conley. Das Sax von Wallace und dann auch die Gitarre von Scofield verweben sich mit den Stimmen.

Auf der B-Seite gibt es drei etwas kürzere Stücke für die Band, bevor zum Abschluss nochmal der Chor auftritt. Das langsame „Refrain“ ist schon ziemlich toll, eine Art Blues-Hymne, in der sich MurrayWallace, Anderson und Scofield verweben während Richmond/Whaley einen weit offenen Groove drunter legen. Anderson ist schon ein geeigneter Partner, denn er kann an der Posaune gerade so zerklüftete Linien spielen, wie Wallace sie liebt und auch gerne komponiert. Im zweiten Stück mit dem Chor, dem Titelstück des Albums, übernimmt Dennis Irwin am Bass und Pan Conley setzt sich ans Klavier. Das funktioniert aber nicht so gut wie die erste Gospelnummer, dünkt mich – die Stimmen sind nicht präsent genug im Mix … doch das ficht Wallace nicht an, der einmal mehr ein animiertes Solo spielt.

Die Aufnahme ist im März 1984 in den Eurosound und Planet Sound Studios in New York entstanden (David Baker), produziert hat Wallace selbst. Ich weiss nicht so genau, was uns dieses Album sagen will – die Gospel-Stücke sind schon ganz schön anzuhören, Wallace selbst ist eh in Spiellaune – wie immer halt. Aber mir ist das gerade etwas zu bunt. Die Blue Note-Alben werde ich jedenfalls nicht demnächst ausgraben – eher mal wieder einen Anlauf mit dem bisher auch lauwarmen Monk-Album nehmen, das er gemeinsam mit Yosuke Yamashita gemacht hat (1986, zwischen den beiden Blue Note-Alben).

--

"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #156 – Benny Golson (1929–2024) – 29.10.2024 – 22:00 / #157 – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba