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flowers for albert (1976)
murrays debüt als leader ist aus dem gleichen geist und stoff wie die wildflowers-aufnahmen aus dem studio rivbea einen monat vorher gemacht, auf dem alle mitspieler hier schon dabei waren (olu dara, fred hopkins & phillip wilson). kein perfekt strukturiertes album, sondern ein weiterer sound-suchender live-auftritt aus new york, aus dem bob cummins für india navigation 4 stücke für 2 vinylseiten ausgesucht hat (später kamen noch drei dazu und bildeten damit das gesamte konzert ab). new york ist für alle spieler eine neue heimat, dara und wilson kamen vom mississippi, wilson war natürlich vorher in chicago, der heimat von hopkins. mitte der 70er die migration vieler chicagoer jazzleute nach new york, und dort kam murray aus kalifornien dazu. der inspirationsweg führte zu ayler, „flowers for albert“ wurde am east river, der todesstelle, komponiert. die zusammenarbeit mit aylers drummer sunny murray ist auf den wildflowers-sessions dokumentiert. doch in der tenorsax-klangforschung werden noch andere stimmen aufgerufen, u.a. die von paul gonsalves (sagte murray selbst, ich war darauf noch nie gekommen).
das ist kein perfektes album, es ist rau, manchmal unzusammenhängend, aber auch frisch und nach vielen seiten offen. und steht als haltung und klang einer immer generischer werdenden idee von komemrziellem jazz ab mitte der 70er entgegen. sowas gab es auch. und genau da fängt so jemand wie murray an. und ein stanley crouch wird zum mentor, der später einen diametral anderen begriff von jazz haben wird. toll finde ich murrays material hier, das schon weit über ayler hinaus geht, zwar das hymnische register aufruft (die mutter war gospelsängerin und seine erste arbeitgeberin), aber schon einen pop-twist mitdenkt (wie die mitspieler ja auch), der nicht augenzwinkernd ist. 21 jahre alt sein, in einer fremden stadt sein, und schon eine stimme haben. und andere, mit viel mehr erfahrung, schieben ihn nach vorne.
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