Antwort auf: Enja Records

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Aki Takase – Shima Shoka | Aki Takase nahm ihr zweites Solo-Album für Enja („Perdido“ ist noch unterwegs) am 19. und 11. Juli 1990 in der Bechstein Concert Hall in Berlin auf. Es geht sehr monk-ish los, mit „Meraviglioso“, ihrem Produzenten Horst Weber gewidmet. Die linke Hand walkt an der Schwelle zum Stride, während die rechte leicht dissonant klingende, kantige Linien gestaltet. Ein starker Einstieg, auf den mit einer langen Version von Carla Bleys „Ida Lupino“ – das sich allerdings erst allmählich aus einem über zwei Minuten langen improvisierten Intro herausschält – ein Stimmungswechsel folgt. Takase entfernt sich dann improvisierend recht weit vom Thema, findet aber sehr gekonnt zu ihm zurück. Achteinhalb Minuten Slow-Motion-Drama mit sehr knackigem Ansatz und natürlich einigen Verdichtungen. Der Widmungsträger des schnellen kurzen Originals „A.V.S.“ ist leicht zu erraten – ein kurzer Romp mit abruptem Ende, auf das Schlippenbachs impressionistisches „Point“ folgt, in dem Takase zunächst im Innern des Instruments spielt. Darauf folgt Takases „Presto V.H.“ (wer ist V.H.?), ein schneller Romp, fast minimalistisch, irgendwo zwischen Stride und Waldron. Mit Reduktion aber im Zeitlupentempo geht es im Titeltrack weiter. Völlig folgerichtig dann Ellingtons „Rockin‘ in Rhythm“, in dem das Tempo wieder hoch geht, die Grooves aber bleiben – nicht mehr so reduktionistisch, aber mit Stride-Figuren, Vamps, Riffs auch in der linken Hand. „Timebends“ , „Dr. Beat (dedicated to Otosan)“ und „Hanabi“ sind dann wieder Originals von unterschiedlichem Charakter: eine zart-melancholische Ballade, eine Montuno-Romp und eine freie Miniatur. Drei Klassiker machen den Abschluss: „Giant Steps“ von John Coltrane, „Goodbye Pork Pie Hat“ von Charles Mingus und die „Valse Hot“ von Sonny Rollins. Wie Takase sich das fremde Material aneignet ist auch hier wieder beeindruckend – wie sich das doch recht bunte Programm zu einem sehr stimmigen Ganzen fügt. „Giant Steps“ beginnt mit zerklüfteten Akkorden, ein Stop-And-Go, in dem schnell das Thema hörbar wird. Dann rasende Linien im Diskant zu einer Begleitung in der mittleren Lage, bevor Takase zuerst nur punktuell die tiefen Töne auf dem Klavier wiederentdeckt – das ergibt einen irre flimmernden Effekt und ist nicht nur atemberaubend sondern tatsächlich eine stimmige Interpretation eines Stückes, das ja immer auch Virtuosenfutter war, dem die technische Heraus- oder Überforderung eingeschrieben ist. Mingus‘ Ballade ist eine Art Spiegelung von „Ida Lupino“: Takase verfährt mit einer allmählichen Annäherung und der auf das Thema folgenden Improvisation in diesem zweitletzten Stück ähnlich wie im zweiten. Rollins‘ Walzer kriegt auch ein Intro – und schält sich dann aus einer Art Minimal-Stride heraus, natürlich um die Spiegelung perfekt zu machen mit monk’schen Dissonanzen, sowohl in der gehämmerten Linken wie im Thema, das durch zusätzlich beigegebenen Töne immer wieder leicht zu entgleisen scheint. Takase wird leiser, verschleppt die Linien, bis sie folgerichtig mit einer kurzen Rekapitulation zum Ende kommt. Toll!

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